Er gehört zu den längsten Klettersteigen in Österreich und für mich zu einem meiner bisherigen Favoriten. Schon lange wollte ich ihn machen, doch dann passte gleich ein paar Mal das Wetter nicht.
Der Bahnhof St.Anton am Arlberg liegt unweit von diversen Seilbahn-Talstationen und ist (würde ich sagen) perfekt integriert in einem Öffi-Netz aus Zügen und Bussen. Nachdem ich den Arlberger Klettersteig schon im Vorjahr im September während eines Kurzurlaubs in St.Anton machen wollte (da kam der frühe Schnee dazwischen und alternativ habe ich dann den Wasserfallklettersteig in St.Anton im Montafon gemacht, bin ich mit Begleitung ungefähr ein Jahr später nochmals angereist und an diesem Augusttag sollte es dann wettertechnisch klappen. Wir sind von der Oststeiermark nach Graz angereist und von dort direkt mit dem Railjet bis St.Anton am Arlberg gefahren und haben dort zwei Nächte verbracht.
Seilbahnfahrt und Zustieg zum Arlberger Klettersteig
Vom Bahnhof in St.Anton quert man zunächst den Fluss Rosanna und die Bundesstraße und geht zur Talstation der Galzig Seilbahn.
Wer in der Region nächtigt bekommt die Sommercard und ab drei Nächtigungen ist auch die Nutzung der Arlberger Bergbahnen an einem Tag inkludiert (ggfls. jährliche Anpassungen möglich). Wir gehen gestärkt vom Hotelfrühstück zur Talstation und fahren mit der ersten Seilbahn nach oben, zuerst mit der Galzig und dann mit der Valluga I bis zu deren Bergstation. Dort ist der Zustieg des Klettersteigs an der Fassade mit einem grünen Schild gekennzeichnet. Wer Zeit hat, dem empfehle ich die Weiterfahrt mit der Valluga II auf die gleichnamige Bergspitze mit Aussichtsplattform, die auf 2.809 Meter liegt – ich kenne sie bereits von vorigen Aufenthalten.
An diesem Tag wollen wir aber sicherheitshalber keine Zeit verlieren, da das Wetter gegen Nachmittag umschlagen könnte und begeben uns auf den Zustiegsweg. Dieser ist zum Teil markiert und führt uns zunächst ostseitig der Bergstation etwas bergab.
Wir kommen am Kreuz am Mattunjoch vorbei und gehen an der Bergstation der Schindlergratbahn vorbei. Nach etwas 35 Minuten erreichen wir den Einstieg. Wir haben keine Grödel gebraucht, hatten aber welche mit. Es gibt hier je nach Jahreszeit und Altschneelage noch Schneefelder, denen wir aber ausweichen konnten. Generell ist vermutlich der August der sicherste Monat für eine Tour am Arlberger Klettersteig. Näheres dazu und auch die Topo haben wir im Vorfeld bei Bergsteigen nachgelesen.
Im Arlberger Klettersteig-Vergnügen
Ich hatte mich wie gesagt schon lange auf diesen Steig gefreut und war so glücklich, dass ich ihn endlich klettern konnte. Im nicht sehr großen Bereich des Einstiegs (für zwei Personen durchaus ausreichend) ziehen wir uns die Klettersteigausrüstung an und starten mit der Kletterei.
Es geht gleich ordentlich ausgesetzt aber nicht zu kräfteraubend Grate hinauf, dann wieder hinunter. Einen vergleichbaren Steig, an dem so viel bergab geklettert wird, habe ich bisher noch nicht gesehen bzw. gemacht. Wir bewegen uns während der gesamten Kletterei in Höhen um die 2.600 – 2.700 Meter.
Mit einer Gesamtseillänge von ca. 2km gehört der Arlberger Klettersteig zu einem der längsten Österreichs. Der höchste Punkt, die Weißschrofenspitze, ist schon lange sichtbar, wirkt aber noch ewig weit entfernt. Davor heißt es nämlich noch zwei Mal ordentlich bergab klettern, bevor es wieder bergauf geht.
Bergab-Kletterei im Arlberger Klettersteig. Fotos: Alice Frischherz, Thomas Six
Uns beiden macht es aber großen Spaß und ich empfinde die Mischung aus leichteren und anspruchsvollen Stellen (C/D) gut machbar. Es sind nicht durchgängig schwere Stellen zu klettern. Kondition und Kraft sind aber ohne jeden Zweifel notwendig und Voraussetzung um sich diesen Klettersteig vorzunehmen, genauso wie natürlich bereits Klettersteigerfahrung. Besonders schön finde ich während des Kletterns die Blicke nach Norden in Richtung der Bodenalpe. Eines der Kletterhighlights sind die sogenannten Haifischzähne.
Achtung bissig! Im Arlberger Klettersteig gibt´s Haifischzähne; Ausblick vom Klettersteig. Fotos: Alice Frischherz
und in Richtung Zielgipfel. Als wir den erreichen sind wir circa 3:15 Stunden unterwegs – inklusive Bergabkletterei kommen wir auf circa 4 Stunden, die auch laut Topo benötigt werden.
Wir machen eine verdiente Rast bevor wir von der 2.752 Meter hohen Weißschrofenspitze absteigen bzw. wiedermal bergab auf der Südseite hinunterklettern. Wir bemerken schon, dass der angesagte Wetterumschwung sich bewahrheitet und kommen nach beendeter Kletterei noch vor dem Regen bei der Kapall Station an.
Hier gibt es mit der danebenstehenden Hütte auch eine Einkehrmöglichkeit. Wir fahren mit dem Kapall Sessellift und einer weiteren Bahn zurück in die Ortschaft. Hinweis: Die Bahnen sind nicht alle täglich in Betrieb: Von der Kapallbahn gibt es die Nassereinbahn und die Gampenbahn, die beide nach St.Anton führen.
Fazit
Wie erwartet war der Arlberger Klettersteig für mich ein Klettererlebnis der ganz besonderen Art an welches ich noch lange denke und in Erinnerungen schwelge.
Info und Hinweis
Betriebszeiten der Bahnen beachten! Alternativ lässt sich die Tour verlängern, wenn die Seilbahnen nicht benutzt werden. Aufgrund der Länge des Steiges sollte die Wettervorhersage unbedingt gut sein.
Du bist der Hammer Alice! Super Beitrag 😍
Das war echt einer meiner Lieblingsklettersteige bisher und den würde ich sofort wieder machen, wenn er nicht so weit weg wäre 😉