Skidurchquerung im Lechquellengebirge (Zug bei Lech – Marul)

Im Pulverschnee zur Freiburger Hütte. Foto: Manfred Hinteregger

Eine eindrückliche und wunderbar einsame Tour mit Übernachtung im Winterraum der Freiburger Hütte.

Bei den Stichworten Lech am Arlberg und Winter denken die meisten vielleicht zunächst an preislich gehobenen Pistentourismus und schier endlose Skianlagen. Im vorliegenden Fall gibt es davon jedoch nichts. Wir nutzen gerne die Annehmlichkeiten, die wir brauchen können (gehobene Lage auf rund 1.500 Metern, vorbildlicher ÖPNV, Supermarkt mit Spitzen-Öffnungszeiten) – und die Berg-Einsamkeit beginnt schon kurz nach der Bus-Endhaltestelle.

Tag 1+750/-400 Höhenmeter14 Kilometer
Tag 2+450/-1400 Höhenmeter16 Kilometer

Vom Bahnhof Langen am Vorarlberger Portal des Arlbergtunnels geht es nach einem knackigen 4–Minuten-Anschluss mit dem Bus der Linie 750 hinauf nach Lech. Diese Busfahrt bei gerade anbrechendem Tag, über die kurvige Straße mit ihren Tunneln und Galerien, immer tiefer in die Winterlandschaft hinein ist schon ein Erlebnis für sich!

Neben der Haltestelle Lech Rüfiplatz gibt es praktischerweise einen Spar, den wir noch für ein kleines Frühstück nutzen (öffnet Mo – Sa schon um 7:30, Stand Anfang Jänner 2025; guter Kaffeeautomat vorhanden, auch exzellente Vorarlberger Bierauswahl). Dann bringt uns der Ortsbus Lech (Linie 702) bis zur Endhaltestelle Zug Mautstelle (fährt alle 20 Minuten).

Los geht’s bei der Endhaltestelle Zug Mautstelle. Foto: Manfred Hinteregger
Los geht’s bei der Endhaltestelle Zug Mautstelle. Foto: Manfred Hinteregger

Aufstieg zur Hütte – mit Zwischenhalt Gipfel

Klirrend kalt ist es an diesem Jännermorgen, am Bart legt sich bald eine Raureifschicht an, aber dank der Windstille und durch die Bewegung ist es sehr gut auszuhalten. Es geht hinein in das Zuger Tal, den Lech ganz gemächlich flussaufwärts, neben einer gespurten Loipe und am präparierten Winterwanderweg, wir begegnen jedoch (erst später) nur einem einzigen Langläufer.

Querung über den Lech, im Hintergrund Pfaffeneck (li) und Pöngertlekopf (re). Foto: Manfred Hinteregger
Querung über den Lech, im Hintergrund Pfaffeneck (li) und Pöngertlekopf (re). Foto: Manfred Hinteregger

Einen guten Kilometer nach diesem Wechsel auf die orografisch rechte Seite des Lech teilt sich das Tal und südlich, vor Pfaffeneck und Pöngertlekopf würde es hinauf Richtung Spullersee gehen – wir gehen jedoch weiter lechaufwärts, meist entlang der Straße. Die Loipe haben wir schon hinter uns gelassen. Mittlerweile ist links vor uns der Formaletsch als sehr markante Gestalt aufgetaucht. Wir gehen bei der Formarinalpe nicht weiter geradeaus zum Formarinsee, sondern drehen nach links und gehen den Hang westlich des Formaletsch hinauf. Hinter uns thront nun die Rote Wand in ihrer vollen Pracht, wir spuren mit dem Selbstversorgergepäck am Rücken durch den Pulverschnee, die Sonne strahlt bei blauem Himmel in herrlichster Winterlandschaft – es ist echt anstrengend, aber einfach großartig! Am Sattel angekommen, entscheiden wir uns dafür, gleich den Formaletsch „mitzunehmen“ (+200 Höhenmeter; einmal auf der Hütte angekommen, würde das heute sonst nichts mehr werden…).

Nach rund 5 Stunden sind wir an diesem Prachttag am Gipfel des Formaletsch (2.292 Meter).

Gipfelglück am Formaletsch, rechts im Hintergrund die Rote Wand. Foto: Manfred Hinteregger
Gipfelglück am Formaletsch, rechts im Hintergrund die Rote Wand. Foto: Manfred Hinteregger

Dann folgt die freudige Abfahrt zur Freiburger Hütte.

Abfahrt vom Formaletsch. Foto: Manfred Hinteregger
Abfahrt vom Formaletsch. Foto: Manfred Hinteregger
Im Pulverschnee zur Freiburger Hütte. Foto: Manfred Hinteregger
Im Pulverschnee zur Freiburger Hütte. Foto: Manfred Hinteregger

Die Hütte

Die Freiburger Hütte hat als Nebenhütte einen Winterraum mit 12 Schlafplätzen, der mit dem AV-Schlüssel zugänglich ist. Bei nicht reservierbaren Winterräumen ist es ja immer spannend, wie viele Andere übernachten werden – in diesem Fall ist es zu unserer Überraschung gar niemand.

Das wunderbare Winterraum-Trio steht nun bevor: Es heißt einheizen, dann kochen, und den Tag und schließlich die anbrechende Abendstimmung genießen.

Blick zurück von der Freiburger Hütte zum Formaletsch und hinauf zum Zweidrittel-Mond. Foto: Manfred Hinteregger
Blick zurück von der Freiburger Hütte zum Formaletsch und hinauf zum Zweidrittel-Mond. Foto: Manfred Hinteregger
Zwei Mal Freiburger Hütte in der Abenddämmerung: Sommerversion links, Winterversion rechts. Foto: Manfred Hinteregger
Zwei Mal Freiburger Hütte in der Abenddämmerung: Sommerversion links, Winterversion rechts. Foto: Manfred Hinteregger
Abendstimmung mit Blick in den Rätikon, davor ganz rechts der Roggelskopf. Foto: Manfred Hinteregger
Abendstimmung mit Blick in den Rätikon, davor ganz rechts der Roggelskopf. Foto: Manfred Hinteregger

2. Tag: Lusgrind und Abfahrt ins Große Walsertal

Am nächsten Tag geht es zunächst hangquerend südwestlich oberhalb des Formarinsees vorbei, teilweise etwas steiler. Dann geht es hinauf Richtung Lange Furka.

Am Weg zur Langen Furka, rechts hinten der Formaletsch. Foto: Manfred Hinteregger
Am Weg zur Langen Furka, rechts hinten der Formaletsch. Foto: Manfred Hinteregger

Bei „der Enge“ drehen wir nach links, um auf die Schwarze Furka und schließlich den Lusgrind zu kommen. Die letzten Höhenmeter geht es ohne Ski auf den Gipfel des Lusgrind (2.286 Meter), wo es wieder ein Prachtpanorama gibt.

Blick vom Lusgrind ins Große Walsertal, links im Hintergrund das Rheintal und das Alpsteingebirge (CH). Foto: Manfred Hinteregger
Blick vom Lusgrind ins Große Walsertal, links im Hintergrund das Rheintal und das Alpsteingebirge (CH). Foto: Manfred Hinteregger

Dann beginnt die Abfahrt Richtung Großes Walsertal.

Abfahrt vom Lusgrind (rechts). Foto: Manfred Hinteregger
Abfahrt vom Lusgrind (rechts). Foto: Manfred Hinteregger

Der Pulverschnee geht deutlich vor der Oberen Laguzalpe in weit weniger angenehme Zustände über, und wir kommen zur (Unteren) Laguzalpe (wohin es im Sommer einen Wanderbus gibt, 1.584 Meter). Nach kurzem Gegenanstieg…

Laguzalpe. Foto: Manfred Hinteregger
Laguzalpe. Foto: Manfred Hinteregger

…folgen wir (mit ein paar Abkürzungen) gemütlich der Forststraße hinunter nach Marul.

Die Schneehöhenangaben der „INCA-Analyse“ der ZAMG/GeoSphere Austria haben bei der Tourenplanung hoffen lassen, dass es relativ weit hinunter fahrbar sein könnte. Dies wird sich erfreulicherweise auch bewahrheiten – wir haben am Schluss nur noch circa 20 Minuten die Ski tragend zu gehen (insgesamt knapp 5 Stunden ab der Hütte). Davor begegnen wir noch den ersten und einzigen (!) anderen Skitourengehern an diesem Tourenwochenende. Diese waren auf der Gamsfreiheit und kamen von der Faludrigaalpe herunter.

Im beschaulichen Örtchen Marul hat an diesem Tag das Gasthaus Walserklause leider außertourlich geschlossen (Aushang) – der kulinarische Abschluss der Tour wird somit später bei der Bäckerei am Bahnhof in Bludenz begangen. Dorthin kommen wir von der Bushaltestelle Marul Kirche mit Umsteigen in Thüringen.

Die bushaltestellennamensgebende Kirche in Marul. Foto: Manfred Hinteregger
Die bushaltestellennamensgebende Kirche in Marul. Foto: Manfred Hinteregger
Angenehmer und würdiger Tourenausklang am Bahnhof in Bludenz. Foto: Manfred Hinteregger
Angenehmer und würdiger Tourenausklang am Bahnhof in Bludenz. Foto: Manfred Hinteregger

Fazit

Eine wirklich feine, einsame Durchquerung des Lechquellengebirges von Ost nach West mit zwei wohl objektiv unscheinbaren, aber absolut lohnenden Gipfeln und schönen Pulverhängen sowie einem Hauch von Abenteuer. Und das quasi direkt neben dem winterlichen „High Life“ des Arlberger Skigebiets und in aller Winterraum-Beschaulichkeit, dort wo im Sommer ein sehr beliebter Hüttenhochbetrieb ist.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Skitour   1.200 HM   1.800 HM   30 km   GPX Track

3 Kommentare

  1. Liebe Birgit,
    es freut mich sehr, dass dich der Bericht offenbar inspiriert hat!
    Von Wien aus ist der Nachtzug Richtung Bregenz ideal, ja.
    Orientierung: das ist pauschal schwer zu sagen. Bei klarer Sicht, dem Standort auf der Karte am Handy und Erfahrung wird es wohl ein Klacks sein; bei Nebel o.ä. & Handyausfall könnte es mMn sehr rasch ein gröberes Problem geben…
    AV-Schlüssel: den gibt’s bei jeder Sektion gegen eine kleine Gebühr, Sektion Austria in Wien zB €2 für ein Wochenende (https://alpenverein-austria.at/austria/service/ausruestungsverleih/index.php). Den Rest gerne persönlich!

    1. Lieber Manfred,
      vielen Dank für deine Infos!
      Ich hoffe sehr, dass sich die Tour in der heurigen Saison noch ausgeht.
      Darf ich dich per WhatsApp kontaktieren, wenn’s ernst wird?
      Liebe Grüße
      Birgit

  2. Lieber Manfred,
    was für eine tolle Tour!
    Würd mich total reizen, diese nachzumachen. Mit dem Nachtzug aus Wien könnte sich das ausgehen – was meinst du? Ist die Orientierung schwierig?
    Wo hast du dir den Schlüssel für den Winterraum organisiert?
    Vielen Dank im Voraus für Deine Infos!
    Liebe Grüße
    Birgit

    PS: Vielleicht können wir uns auch mal über Deine Touren in Italien austauschen – wir sind begeistert von den Bergen des Piemonts!

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