Das „andere“ Breithorn

Prachtpanorama vom Breithorn: gegenüber der Rätikon, nach Westen der Walgau und das Rheintal, rechts im Hintergrund das Alpsteingebirge (CH). Fotos: Manfred Hinteregger 

Man muss nicht ins Wallis fahren, um eine Tour auf das Breithorn zu machen, und Hochtourenausrüstung ist auch keine notwendig. Im Lechquellengebirge gibt es gleich zwei Breithörner in unmittelbarer Umgebung – eines oberhalb von Sonntag im Großen Walsertal und eines oberhalb von Bludenz. Beide sind knapp über 2.000 Meter hoch, eignen sich also prinzipiell auch für die „Randzeiten“ der Wandersaison. Wir haben uns für das Bludenzer Breithorn entschieden, aufmerksam geworden bin ich auf dieses erst durch das feine „Große Vorarlberger Gipfelbuch“ von Heike Bechtold. „Wenig begangener Aussichtsgipfel mit herrlichem Panorama“ schreibt darin die Autorin – und hat mich damit geschickt gelockt. Unsere Tourenvariante ist aber eine dank ÖV optimierte Eigenkreation, wir wollen vom Großen Walsertal aufsteigen und dann hinunter nach Bludenz gehen.

Von jenseits des Arlbergs kommend fahren wir mit dem Zug bis zum Fernverkehrsbahnhof Bludenz und steigen in den Bus der Linie 560. In Thüringen (Busplatz) steigen wir um in die Linie 575 ins Große Walsertal und fahren bis Marul Kirche (gesamt 40 min Busfahrt; 2-Stunden-Takt am Wochenende).

In Bludenz gibt’s noch ein gutes Frühstück beim Bahnhofs-Bäck – die Wanderung beginnt bei der Kirche in Marul. Fotos: Manfred Hinteregger 

Von Marul auf knapp 1.000 Metern Seehöhe geht es zunächst eine Forststraße hinunter zum Lasanggabach. Der Tiefenseesattel ist hier schon angeschrieben. Nach einem knappen Kilometer wird der Lasanggabach auf einer Brücke überquert und ein anregender Wanderpfad führt zunächst entlang des Baches, dann zweigen wir rechts ab zum Weg Richtung Tiefenseesattel. Es wird nun steiler.

Tafeln am Ausgangspunkt in Marul, unten am Lasanggabach gibt’s einen schönen Wasserfall zu bewundern. Fotos: Manfred Hinteregger

Recht bald tun sich hinter uns die Berge des Großen Walsertals auf und auf der Tiefenseealpe (1.457 Meter) sticht im Rückblick die markante Rote Wand hervor.

Aufstieg zum Gipfel

Den Tiefenseesattel (1.562 Meter) haben wir nach insgesamt rund 2 Stunden erreicht. Hier endet der beschilderte und bewartete Aufstieg. Der weitere Pfad auf das Breithorn ist kein „normaler“ Wanderweg und z.B. in der Bundesamtskarte gar nicht eingezeichnet. In anderen Karten ist er aber sehr wohl vorhanden und er folgt im Prinzip dem Rücken zum Gipfel hinauf. Sobald der Einstieg gefunden ist (vom Tiefenbachsattel schräg nach links hinauf in die Latschen), kann man den Weiterweg schwer verfehlen und man folgt einem meist gut erkennbaren Pfad hinauf zum Gipfel, teilweise auch mit Markierungen. An und für sich ist dieser Weg ohne große Schwierigkeiten, bei unserem Besuch im Mai sind aber im oberen Bereich noch ein paar Stellen mit Schneefeldern und immer wieder ist der Weg recht feucht bzw. gatschig. Es ist kein reiner „Spazierweg“, die Hände werden ein paar Mal durchaus benötigt.

Je höher wir hinaufkommen, desto markanter treten hinter uns Teile des Großen Walsertals, des Walserkamms sowie des Lechquellengebirges in Erscheinung.

Die letzten Meter zum Gipfel, im Rückblick das Große Walsertal und die Rote Wand. Fotos: Manfred Hinteregger 

Nach insgesamt etwa 3 Stunden haben wir den Gipfel des Breithorns auf 2.009 Metern erreicht. Oben erwartet uns ein prächtiges Panorama: gegenüber im Montafon sind die Berge des Rätikons auf ihrer Nordseite noch in ordentliche Schneedecken gehüllt, unter uns ist knapp 1.500 Meter tiefer die Stadt Bludenz, der Walgau und im Westen das Rheintal.

Prachtpanorama vom Breithorn: gegenüber der Rätikon, nach Westen der Walgau und das Rheintal, rechts im Hintergrund das Alpsteingebirge (CH). Fotos: Manfred Hinteregger 

Abstieg nach Bludenz

Nach einer ausgiebigen, gemütlichen Rast am Gipfel geht es den gleichen Weg wieder hinunter bis zum Tiefenseesattel.

Frühlingsenzian und Mehlprimeln erfreuen des Wanderers Herz, der Restschnee gebietet Aufmerksamkeit (erfreut aber auch das Herz…). Fotos: Manfred Hinteregger

Dann geht es zunächst in Richtung Muttersberg (eine Seilbahn von Bludenz führt dort hinauf), im Prinzip den Graben hinunter, die Forststraße wird ein paar Mal direkt abgekürzt. Anschließend geht es immer weiter abwärts, bei einer Wiese hat man noch einen schönen Rückblick auf das Breithorn:

Schöner Rückblick zum Breithorn und zur anschließenden, von hier höher wirkenden Elsspitze (1.980 Meter). Foto: Manfred Hinteregger
Schöner Rückblick zum Breithorn und zur anschließenden, von hier höher wirkenden Elsspitze (1.980 Meter). Foto: Manfred Hinteregger

Auf knapp 900 Metern wird die Seilbahntrasse gequert, und auf knapp 700 Metern beginnt schließlich das Siedlungsgebiet von Bludenz. Nun führen in trauter Einigkeit der Jakobsweg und der Walserweg ins Zentrum: Nach Überqueren der Brücke über den Galgentobel geht es zunächst den Obdorfweg und dann die Alte Landstraße entlang in die schöne Altstadt von Bludenz. Nach insgesamt knapp 6 ½ h ist diese erreicht. Es gäbe auch eine Bushaltestelle in Bludenz Oberdaneu, am Wochenende mit Stundentakt der Linie 506 zum Bahnhof. Empfehlen würde ich aber eindeutig den stilvollen Gang auf dieser knapp 2 Kilometer langen Abschlussetappe.

So einfach, rasch und abwechslungsreich kommt man also aufs Breithorn und wieder zurück ins Tal (das müsste man einmal denen im Wallis erzählen, oder im Berner Oberland ;-)…)  – eine wirklich feine Tour!

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:00 Std Wandern   1.100 HM   1.500 HM   13 km   GPX Track

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