Eine kulinarisch-historische Wanderung südlich von Graz
Wer Wanderungen gerne mit Kultur und Kulinarik kombiniert, ist bei dieser Tour mit Ausgangspunkt in Wildon richtig. Sowohl der Buchkogel als auch der Wildoner Schlossberg haben eine spannende Historie vorzuweisen. Die Spuren führen ins Mittelalter und sogar bis in die Kupferzeit zurück. Zwischen den beiden Bergen bietet sich die Möglichkeit zur Einkehr in einem Buschenschank.
Am Grazer Hauptbahnhof steigen wir in die S-Bahn Richtung Wildon. Es gibt stündliche Verbindungen, die uns schnell und bequem dorthin bringen. Schon nach etwas mehr als 25 Minuten erreichen wir Wildon und damit den Ausgangspunkt der Tour. Die Tour startet direkt am Bahnhof und endet nach knapp 10 Kilometern auch wieder dort.
Buchkogel
Vom Bahnhof kommend orientieren wir uns Richtung Mittelschule Wildon auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Diese passieren wir und kommen dann auf die Alte Reichsstraße. Schon bald biegen wir allerdings rechts ins “Rasental” ab. Hier sehen wir auch erstmals einen Wegweiser mit “Buchkogel”. Es sollten noch viele davon folgen …
Weitere gelbe Schilder leiten uns auf den Wanderweg zum Buchkogel. Immer wieder gibt es Informationstafeln am Wegesrand, auf denen Teile der Geschichte des Ortes vorgestellt werden. Ein paar Aspekte davon werden auch in diesen Text einfließen.
Nach gut zwei Kilometern mündet die Asphaltstraße in einen Buchen-Mischwald, hier beginnt der eigentliche Wanderweg auf den Buchkogel, der auch “Wildoner Berg” genannt wirdl. Im Mittelalter nannte man den markanten Höhenzug wegen seines Aussehens auch “Hengst”. Der Buchkogel bildet den Abschluss des weststeirischen Hügellandes und trennt das Grazer Feld vom Leibnitzer Feld.
Der Weg schlängelt sich durch den Wald. Ab und an muss man abbiegen. Welche Richtung man einschlagen muss, ist aber immer gut beschildert bzw. durch die rot-weiß-roten Markierungen auf Baumstämmen ersichtlich. Nur einmal wird es etwas knifflig. Der Buchkogel ist mit 5 Minuten geradeaus angeschrieben, der Wildoner Kulturwanderweg, dem wir bisher teilweise gefolgt sind, biegt aber links ab. Folgende Herangehensweise ist hier zu empfehlen: Zuerst geradeaus auf den Buchkogel (man wird übrigens kaum die angeschriebenen 5 min brauchen), dann zu diesem Kreuzungspunkt zurück und diesmal dem Kulturwanderweg folgen. Dann kommt man direkt zu ehemaligen Höhlensiedlungen.
Was auf den ersten Blick wie ein Steinbruch anmutet, ist tatsächlich eine frühere Höhlensiedlung von großer hostorischer Bedeutung. An dieser Stelle lag einst eine urgeschichtliche Höhensiedlung, die zeitweise parallel zu jener am etwa 1500 Meter Luftlinie nördlich gelegenen Wildoner Schlossherg bestand. Archäologische Untersuchungen wiesen insgesamt zwölf Hausgrundrisse nach.
Die Siedlungen in diesem Bereich des Buchkogels sind der früheren Kupferzeit (ca. 4300 – 3900 v. Chr.) und der Urneinfelderzeit (ca. 1300 – 800 v. Chr.) zuzuordnen. 2012 wurden nicht weit von hier die wahrscheinlich ältesten Bestattungen der Steiermark entdeckt.
Nach dem gedanklichen Exkurs in die Geschichte ist vor der Einkehr, könnte man in unserem Fall sagen. Unser nächstes Zwischenziel ist der Buschenschank Bockmoar, der fast am Weg Richtung Wildoner Schlossberg liegt. Hier genießen wir steirische Köstlichkeiten und einen schönen Blick in die Weinberge.
Als nächstes gehen wir wieder retour Richtung Rosental und weiter zum Wildoner Schlossberg. Wieder ist alles gut markiert.
Wildoner Schlossberg
Von den Burgen der damaligen Zeit ist nicht mehr allzu viel übrig. Zwei Ruinen kann man noch besichtigen, die Burgruinen Neu- und Alt-Wildon. Von der Burgruine Alt-Wildon ist der “Römerturm” noch gut erhalten.
Der Schlossberg bzw. Wildon insgesamt zeichnet sich durch die strategisch günstige Lage aus: Die Verortung an einem Verkehrsknotenpunkt mit Einbindung in das überregionale Wegenetz und die besonderen naturräumlichen Bedingungen mit der Möglichkeit ausgedehnter Landwirtschaft erklären, warum hier eine erste bäuerliche Besiedlung bereits um etwa 4600 v. Chr. stattfand.
Im Hochmittelalter gab es am Schlossberg sogar vier Burgen. Neben Alt- und Neu-Wildon gab es noch Ful (urkundlich um 1215) und Hengst (genannt zuletzt 1624), beide allerdings nicht ganz oben am Berg, sondern ca. auf halber Höhe. Das Baumaterial für die Burgen entstammte den Kalksteinbrüchen am Schlossberg. Auch für die Grazer Festung wurden Steine aus Wildon verwendet und über die Mur nach Norden transportiert.
Vom Schlossberg geht es dann fast nur noch bergab nach Wildon. Wer an heißen Tagen unterwegs ist, könnte noch einen Abstecher zum Wildoner Badesee machen. Angesichts der herbstlich-kühlen Temperaturen verzichten wir darauf und gehen stattdessen durch das Zentrum von Wildon, ein kurzes Stück an der Kainach entlang, bevor diese in die Mur mündet. Von hier ist es dann nicht mehr weit zum Bahnhof. Wir haben heute ein super Timing (oder doch einfach Glück?) und müssen nur fünf Minuten warten, bis die nächste S-Bahn Richtung Graz kommt.
Tipp(s)
Wer Wanderungen gerne mit Einkehrschwüngen kombiniert, sollte die Tour am besten von Mittwoch bis Samstag machen. Denn von Sonntag bis Dienstag hat der “Bockmoar”, der Buschenschank am Fuße des Buchkogels, geschlossen.