Ist gute Planung die halbe Wanderung? Brauchen wir Schneeschuhe oder reichen Grödel am Klammkogel?

Blick zu den Windrädern vom Gipfel; Blick zurück vom Windpark aus. Fotos: Alice Frischherz

Ist die spontane Tour oder die schon lange geplante Tour, die erfolgreichere? Ich glaube das lässt sich nicht pauschal beantworten. Bei dieser Wanderung nehme ich euch aber nicht nur bei Anreise, Wanderung und Abreise mit, sondern auch schon bei der Planung der Tour mit.

Planung

Die Planung der Tour in meiner Wanderapp (ich verwende Komoot) beginnt irgendwann im Herbst. Da schaue ich mal wieder auf der Wanderkarte, welche Gipfelziele sich in der Nähe von diversen Busrouten / Bahnhöfen etc. befinden. So stoße ich auf den Klammkogel, der sich beispielsweise von Vordernberg anbietet. Die Tour wird grob geplant, der Zeitpunkt steht nicht fest. Irgendwann brauche ich die Tour bestimmt mal und so wird sie gespeichert und verschwindet in den Tiefen meiner „geplanten Touren“. Damit es keine Tiefen bleiben, habe ich inzwischen übrigens ein Benennungs-Schema für die Touren eingeführt: nach Bundesland (ST), Distanz (<12 km), Höhenmeter (<1000 m) und Buslinie (b820) kann ich meine geplanten Touren filtern – erweist sich als sehr praktisch (wenn auch das Benennen / Umbenennen recht viel Arbeit war).

So viel zur „Vorplanung“. Dass es dann der Klammkogel am Freitag den 13.12.2024 wird, das wurde dann doch recht spontan entschieden. Meine Schwester Johanna und ich haben uns den Tag schon länger im Kalender für eine gemeinsame Wanderung markiert – endlich mal wieder. So oft kommt es leider nicht vor und für mich ists fast schwer zu glauben, dass das die erste gemeinsame Tour mit ihr ist, die ich in einem Tourenbericht beschreibe, sind doch alle unsere gemeinsamen Wanderungen der letzten Jahre öffentlich gewesen. Wir treffen uns immer so gut es geht „in der Mitte“ beziehungsweise fahren uns entgegen oder so ähnlich.

Ein paar Tage vorm Wandertag überlegen wir, welche Tour dem Wetter entsprechend machbar ist. Es ist ja Dezember – also wollen wir uns keine zu lange Wanderung vornehmen, die allerfittesten sind wir aktuell auch nicht. Außerdem muss Johanna um 17:00 zurück in Wien sein. Eigentlich bleibt gar nicht viel übrig von den geplanten Touren und unsere Wahl fällt ein oder zwei Tage vor Freitag auf den Klammkogel in den Eisenerzer Alpen.

Die Webcams vom Präbichl und von Trofaiach und welche wir sonst noch finden werden beobachtet, der Lawinenwarndienst studiert. Brauchen wir Schneeschuhe oder reichen Grödel? Wir wissen es nicht und nehmen sicherheitshalber beides mit. Grödel würden wir sowieso mitnehmen und wir packen auch Gamaschen ein (ich habe alte Gamaschen vom Reitstall umfunktioniert fürs Schneewandern). Und dann geht’s auch schon los.

Der Wecker läutet um 5:20 Uhr. Am Vorabend hab ich noch meine Wanderausrüstung bereit gelegt, die Merinoleiberl müssen nur noch angezogen werden. Ich fülle den Wasserkocher und bereite einen Tee für die Thermoskanne zu und in meine Thermosbox fülle ich Porridge mit Obst ein.

Die letzten Vorbereitungen bevor es in der Früh zum Bus geht. Foto: Alice Frischherz
Die letzten Vorbereitungen bevor es in der Früh zum Bus geht. Foto: Alice Frischherz

Den Bus um 6:22 Uhr erwische ich gut und ungefähr eine Stunde später steige ich am Grazer Hauptbahnhof aus. Bis zum IC in Richtung Salzburg hab ich noch 20 Minuten Zeit. Da ich meine Jause auch schon habe, gehe ich zum Bahngleis und suche mir sobald der Zug einfährt einen Sitzplatz. Dort frühstücke ich erstmals mein Porridge, das schon nur noch lauwarm ist, denn leider kann ich meine Thermosbox nicht empfehlen. Um halb 9 erreiche ich Leoben und dort treffe ich Johanna, die kurz davor aus dem Wiener Zug ausgestiegen ist. Wir haben uns hier schon ein paar Mal getroffen, so kennen wir auch schon den Bussteig direkt vorm Bahnhof, von welchem unser Bus 820 in Richtung Eisenerz abfahren wird. Keine halbe Stunde später steigen wir auch schon aus: bei der Haltestelle Friedauwerk Umfahrung. Wir starten unsere Wanderung um 9:00 Uhr. Ab Graz Hauptbahnhof berechnet dauert die öffentliche Anreise übrigens ziemlich gleich lange wie die Autoanreise.

Bushaltestelle Fridauwerk Umfahrung. Foto: Alice Frischherz
Bushaltestelle Friedauwerk Umfahrung. Foto: Alice Frischherz

Da liegt ja wirklich Schnee

Gleich zu Beginn ist ein Weg so verschneit, dass wir ihn übersehen haben und falsch gehen. Gegenüber der Bushaltestelle Friedauwerk Umfahrung führt ein Gehweg zu den Häusern, hier hätten wir gleich rechts abbiegen müssen, sind aber ein paar Extrameter gegangen. Dank Handyapp kommen wir aber schnell drauf und kehren um. Neben der Straße geht’s also ein Stück am verschneiten Begleitweg entlang, bis wir die Straße queren und auf einem Trampelpfad eine Böschung hinaufgehen. Und erneut nehmen wir nicht den geplanten Weg – hoppla! Aber in dem Fall ists egal, denn beide Wege führen in den Wald zum Wanderweg.

Begleitweg neben der Straße; Beginn Wanderweg, Beginn Grödelpflicht 😉 Fotos: Alice Frischherz

Ab dort geht’s gleich recht steil hinauf. Bisher waren die Wege ganz gut ohne Grödel begehbar, aber wegen des steiler werdenden Geländes entscheiden wir uns sie drüberzuziehen. Wir kommen nicht sehr schnell voran, das liegt zum einen am Schnee, am steilen Pfad und auch daran, dass der Weg nicht markiert ist. So orientieren wir uns an Fußspuren von anderen Wanderern – die sind aber nicht immer da – und gelegentlich checken wir den Weg über die Handy-App.

Grödelwetter, Eiskristalle, Schnee – lieben wir; Eiskristalle, oder sind es vereiste „Dornen“? 😉 Aufstieg, die Sonne kommt bald. Fotos: Alice Frischherz

Lohnender Abstecher

Dann entscheiden wir uns – wir sind mittlerweile knappe 2 Stunden unterwegs – einen Abstecher zum Trattning Kreuz zu machen. Ohne zu wissen, wie es dort ausschaut, suchen wir den Weg dorthin. Wir sind jetzt schon so hoch, dass wir die Sonne erreicht haben – tut das gut! Und der Abstecher, der lohnt sich so richtig. Wir blicken auf ein Meer aus Nebel und dem darüber liegenden strahlend blauen Himmel, keine einzige Wolke – genau so hatten wir das bestellt! Ganz bis zum Kreuz gehen wir nicht vor, denn im tiefen Schnee ist unklar, wie breit der Pfad dorthin ist.

Trattning-Kreuz und Nebelmeer: WOW! Aussicht zum Dahinschmelzen. Fotos: Johanna Frischherz, Alice Frischherz

Johanna hat sie bereits an und ich ziehe mir jetzt auch die Schnee-Gamaschen an – absolut notwendig! Ab jetzt ist es einfach nur noch traumhaft. Wir erblicken das Gößeck und weiter nördlich den Gebirgszug des Eisenerzer Reichensteins. Es geht jetzt weniger steil vorwärts, dafür aber mit mehr Schnee und wir kommen auch zur „Schlüsselstelle“, wie ich meine. An einer Stelle geht’s links steil hinunter – Trittsicherheit brauchst sowieso aber an dieser Stelle besonders.

Die „Schlüsselstelle“ mit Blick aufs Gößeck. Foto: Alice Frischherz
Die „Schlüsselstelle“ mit Blick aufs Gößeck. Foto: Alice Frischherz

Achja die Schneeschuhe tragen wir die ganze Zeit am Rücken – mehr oder weniger professionell am Rucksack befestigt. Nachdem es hier so steil ist, sind die Grödel die bessere Wahl das soll auch so bleiben.

Zuerst eher flach, kurz vorm Gipfel dann nochmals steiler. Fotos: Alice Frischherz, Johanna Frischherz

Gipfelrast und Windpark

Kurz vorm Gipfel liegt nochmal sehr tiefer Schnee (die Gamaschen waren wirklich notwendig) und nach knapp 3 Stunden haben wir den Klammkogel erreicht.

Ordentlich viel Schnee auf den letzten Metern des Klammkogels; Gipfelkreuz Klammkogel mit Fahnenköpfl (Grete-Klinger-Steig) im Hintergrund; Obligatorisches Gipfelstürmerinnenfoto. Fotos: Alice Frischherz, Johanna Frischherz

Wir genießen den traumhaften Rundumblick, der seit ein paar Monaten wohl anders aussieht als früher. Ich hatte bereits vor ein paar Jahren gelesen, dass dort ein Windrad/ein Windpark überlegt wurde – inzwischen stehen dort 4 Windräder. Schon beim Aufstieg haben wir die Rotorblätter entdeckt – wie Fremdkörper sind sie immer auf der Bergkuppe aufgetaucht und wieder verschwunden. Zum Glück stören sie nicht den Ausblick aufs Gößeck oder das Fahnenköpfl, das wir auch schon zuordnen konnten. Wir machen eine Gipfelrast mit Broten, Tee und Gipfelfotos. Weiter geht’s dann in Richtung Windräder, die Grödel lassen wir noch an.

Blick zu den Windrädern vom Gipfel; Blick zurück vom Windpark aus. Fotos: Alice Frischherz

Baba Sonne

Wir gehen durch den Windpark durch und lesen ein Schild: Achtung Gefahr vor Eisabfall. Autsch, das kann bestimmt sehr gefährlich sein, passiert uns aber nicht. Durch die Errichtung des Windparks gibt es hier (verglichen mit der Wanderapp) neue Wege. Wir wählen die Forststraße in Richtung Westen und folgen dieser bergab. Es kommt, wie es kommen musste. Mit abnehmender Höhenlage müssen wir uns wieder von der Sonne verabschieden.

Wir kommen dem Nebel wieder näher, Blick in Richtung Westen – könnte das der Thalerkogel sein? Baba Sonne, danke, dass wir uns oben getroffen haben! Fotos: Alice Frischherz

Der Weg ist trotzdem recht schön, vor allem wesentlich einfacher als der Aufstieg und wir sind eigentlich recht schnell unten. An der Abzweigung „Hohe Rötz“ (Marterl) halten wir uns links und kommen direkt nach Vordernberg.

Vordernberg. Foto: Alice Frischherz
Vordernberg. Foto: Alice Frischherz

Die Grödel lassen wir bis unten an, denn so kommen wir viel sicherer voran und an einigen Stellen ist die Straße außerdem eisig. Da wir noch ein bisschen Zeit bis zum Bus haben (ca. 25 Min) entscheiden wir noch einen Abstecher zum Bahnhof Vordernberg Markt zu machen, wo eine alte Lokomotive der Erzbergbahn ausgestellt steht. Die Erzbergbahn wurde als Zahnradbahn für den Erztransport gebaut und ist seit 1990 ausschließlich für touristische Fahrten im Sommer in Betrieb. Unser Bus fährt vorm Hauptplatz in Vordernberg pünktlich kurz vor 14:00 Uhr los und somit kommen wir gar nicht so spät nach Hause. Die Heimfahrt ist gleich wie die Hinfahrt mit dem Bus 820 nach Leoben und weiter über Graz / bzw. nach Wien.

Fazit

Die Tour hat uns beiden extrem gut gefallen, liegt wohl auch am schönen Wetter oben am Berg. Dass wir die Schneeschuhe nicht brauchten war schade, weil wir sie umsonst mithatten, aber besser so als umgekehrt? Da der Aufstieg-Wanderweg nicht markiert ist, ist hier gute Orientierung gefragt und/oder die Nutzung einer Wandernavigationshilfe.
Die Wanderung war erfolgreich – was die Planung betrifft, so habe ich für mich selbst herausgefunden, wie/was/wo ganz gut gehen kann. Abhängig ist das aber immer von den Wetterumständen und vor allem im Winter natürlich von der Schneelage und Lawinengefahr.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:00 Std Wandern   625 HM   550 HM   9 km   GPX Track

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