Eine Parade-Öffitour im Hochschwabgebiet mit Prachtpanorama.
Der obersteirische „Dreachtling“, wie er in der Region genannt wird, gehört zur Hochschwabgruppe und ist dem eigentlichen Hochschwabmassiv jedoch als eigenständiger, bis knapp 2.100 Meter hoher Gebirgsstock südwestlich vorgelagert – was wiederum großartige Schwåbnblicke in Aussicht stellt.
Durch die sehr brauchbaren Busverbindungen sowohl von Westen (Linie 820, Präbichl) als auch in der Wandersaison von Osten (Linie 175, Tragöß Grüner See) bietet es sich außerdem geradezu an, diesen etwa 5 Kilometer langen Gebirgsstock in seiner ganzen Länge zu überqueren.
Wenn es weniger Höhenmeter bergauf sein sollen, dann ist der Präbichl auf 1.200 Metern Seehöhe der bevorzugte Startpunkt, so auch bei diesem Tourenbericht. Man kann die Tour aber natürlich auch umgekehrt machen, dies hat dann den Vorteil, dass der letzte Bus erst später fährt (Stand Fahrplansaison 2025).
Aufstieg
Los geht’s also an einem sonnigen spätherbstlichen Tag am Präbichl (Haltestelle Passhöhe), der Bus war vom Leobner Bahnhof an gut belegt. Viele steigen am Präbichl aus, Tourenmöglichkeiten gibt es ja ab hier so einige (am beliebtesten scheint der Eisenerzer Reichenstein gegenüber zu sein).
Es gibt zwei Möglichkeiten, um vom Präbichl zum Lamingsattel, der den westlichen Einschnitt des Trenchtling darstellt, zu kommen: entweder den Knappensteig über die Leobner Hütte (ÖAV, bewirtschaftet) oder wie in meinem Fall über den Handlgraben. Zunächst geht es ca. eine Viertelstunde ohne nennenswerte Steigungen auf Asphalt entlang bis zum Beginn des markierten „Erzwanderweges“. (Variante für mehr Höhenmeter bei einer Spur weniger Distanz: Ausstieg bei der Haltestelle Almhäuser auf gut 1.000 Metern).

Nun geht es sehr gemächlich ansteigend im Wald durch den Handlgraben. Es folgt eine Wegkreuzung, der kürzere Weg zum Lamingsattel ist rechterhand über die Obere Handlalm. Es wird nun steiler.
Gegenüber tut sich allmählich der Eisenerzer Reichenstein auf, die Vegetation wechselt von Wald zu Latschen und nach gut einer Stunde Gehzeit ist der Lamingsattel (1.677 Meter) erreicht und der Trenchtling-Stock türmt sich auf.

Beim weiteren Aufstieg werden die Latschen rasch weniger und die u.a. für den Hochschwab so typischen Grasmatten gewinnen die Oberhand. Die lustigste Szene des Tages spielt sich sogleich ab: zwei sichtlich wohlgenährte Gämsen spielen in offenbar spätherbstlichem Übermut so etwas wie Fangen, mit ordentlichem Karacho…

Zum Hochturm-Gipfel
Weiter geht es über die Hochfläche Richtung Hochturm, etwa 300 Meter vor der eigentlichen Abzweigung des markierten Weges gibt es auch einen unmarkierten, jedoch gut sichtbaren direkteren Steig, den ich nehme. Nach rund 2 Stunden ist der Hochturm (2.081 Meter, höchster Punkt des Trenchtling) erreicht – und ein Prachtpanorama tut sich auf!


Den Blick auf praktisch das gesamte Hochschwabmassiv finde ich großartig, ebenso erfreuen mich die Blicke ins Gesäuse, zu Kaiserschild und Reichenstein sowie zum Gößeck oder zum Zeiritzkampel.
Zu meiner Überraschung sieht man auch zum Böhmerwald (Plöckenstein, Hochficht), einzig für den Dachstein ist die Sicht an diesem Tag nicht klar genug, den kann man im Hintergrund nur erahnen.
Am Plateau
Nach ausgiebiger Gipfelrast geht es weiter zum östlichen Teil des Trenchtlings. Ich nehme wieder den direkteren Abstieg vom Gipfel (Steigspuren, südöstlich, statt den markierten Weg südwestlich). Während beim Aufstieg noch einige Leute unterwegs waren und auch am Hochturm viel los war, wird es nun östlich des Gipfels rasch sehr ruhig auf den Almböden. Immer noch den restlichen Hochschwab im Blickfeld, ist es in dieser herbstlichen Stimmung eine wahre Freude, hier zu wandern!

Vereinzelt sind sogar noch Blüten des Frühlingsenzians zu sehen.
Kurz vor dem auf der Karte als Edelweißboden bezeichneten Gebiet lohnt sich noch ein kurzer Abstecher ein paar Höhenmeter hinauf – denn der Grüne See ist dort von oben zu sehen. In diesem Fall schon halb im Schatten.

Wer früher im Jahr hier unterwegs ist, wird sich sodann am Edelweißboden wahrscheinlich an den namensgebenden Blumen erfreuen können.
Der Abstieg
Es geht nun wieder steiler bergab, man kommt zum Rossboden, die Waldgrenze wird wieder unterschritten. Beim Blick auf die Karte erscheint es paradox, dass es in der Folge keinen direkten Weg hinunter Richtung Grünen See gibt (offenbar auch kein unmarkiertes Steiglein), sondern dass ein ziemlich großer, komplizierter Spitzbogen gemacht werden muss, zunächst südlich zum Hiaslegg (1154 m), und dann wieder nordöstlich Richtung Grünen See. Das ist halt so. Aber vorher erfreut noch ein schöner Blick ins Lamingtal.

Auf ca. 1.770 Metern gäbe es dann die Möglichkeit, einen Jägersteig zu nehmen (rechts abbiegen). Der normale markierte Weg führt zunächst noch eher steil durch den Wald, wird dann flacher und mündet in eine Forststraße.
Diese wird dann auf einem kurzen Abschnitt richtig brachial – dies erlebe ich als den unschönsten Teil der ganzen Tour.

Am Hiaslegg (1.154 Meter, nach ca. 5 Stunden) gibt es ein Gasthaus mit Wasserbrunnen im Freien und einen großen Parkplatz. Es riecht nach Schnitzelfett und aus den Lautsprechern tönt Radiomusik – was den Mehrheitsgeschmack hier zu treffen scheint.
Der weitere Weg zum Grünen See (der zum Arbeitsgebiet der „Voisthaler“ gehört) zweigt dann nach ca. 300 Metern von der Autostraße links ab.

Obwohl der Weg nun über ein paar Kilometer weitgehend auf (teils ehemaligen bzw. sichtlich sehr wenig frequentierten) Forststraßen verläuft, finde ich das Gehen hier sehr angenehm – der herbstliche, angenehm kühle Wald und das letzte warme Sonnenlicht vermitteln eine wirklich schöne Atmosphäre. Schließlich sind dann nur noch die Pribitz (1.579 Meter) und die stolze Wächterin des Lamingtals, die Meßnerin (1.835 Meter), in der Nachmittagssonne.

Ausklang
Nach gut 6 Stunden Gesamtgehzeit ist der Kreuzteich erreicht.

Von hier böte es sich an, bei Belieben noch das kurze Stück zum Grünen See weiter zu gehen. Ich lasse diesen jedoch diesmal bewusst aus und gehe nach kurzer Rast zur Bushaltestelle (knapp ¼ Stunde), um den vorletzten Bus des Tages nach Bruck zu nehmen. Auch dieser Bus wird heute gut angenommen, das Publikum wirkt zu einem guten Teil „studentisch-international“.

Fazit
Ein erfüllender Tourentag einer Parade-Öffitour in herbstlicher Pracht neigt sich dem Ende zu. Wer den Hochschwab kennt und mag, und einmal eine ordentliche Überschreitung als Tagestour machen möchte, findet hier eine „aufgelegte“ Tour, die viel Freude bringen kann – und das bei relativ wenig Höhenmetern bergauf. Wer nicht lange marschieren will und auf jeden Meter Forststraße allergisch reagiert, sollte aber etwas anderes machen. Wichtig: Vor allem bei sommerlichen Temperaturen ordentlich Wasser mitnehmen!
Diese Tourenidee finde ich phantastisch! Da die Buslinie vor ein paar Jahren zum Wanderparkplatz verlängert wurde, ist das jetzt möglich!
Was mir dazu einfällt: Wer es etwas entspannter mag, kann es auf zwei Tage aufteilen. Am ersten Tag spät am Nachmittag los gehen und in der Leobner Hütte übernachten. Am zweiten Tag dann früh (in der Morgenkühle) losgehen und die Tour ganz entspannt, wie von dir beschrieben, gehen.
Danke Martin!
Dein Vorschlag für eine entspannte Version mit Übernachtung auf der Leobner Hütte ist natürlich auch fein, das bietet sich hervorragend an – danke für die Ergänzung!