Abwechslungsreicher Klassiker mit drei Highlights am Weg und einem gemütlichen Abstieg nach Pernitz. Gutes Schuhwerk von Nöten, da es in den Klammen nass und rutschig sein kann. Kraxel-, Wander- und Wasserspaß für Groß und Klein. Der kurze Klettersteig in der Steinwandklamm (Rudolf-Decker-Steig A/B) kann auch umgangen werden.
Fast die ganze Tour liegt im Schatten und ist daher auch für heiße Tage geeignet. Besser wochentags, wegen des Besucherandrangs am Wochenende. Erhaltungsbeiträge sind beim Eingang zu den Myrafällen und der Steinwandklamm zu entrichten. Bitte immer vorab klären ob geöffnet.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Linz zu dieser Tour für dich finden.
Mit dem Bus fahre ich vom Bahnhof Pernitz-Muggendorf direkt bis zu den Myrafällen. Die riesigen Parkplätze lassen erahnen, wie viele Leute sich hier am Wochenende tummeln. Dementsprechend ist der Eingang zur Klamm gesichert. Ohne Eintrittskarte kommt man weder rein noch raus. Dafür ist der Weg samt Holztreppen und Rampen top gepflegt und sauber – WC am Eingang im Preis inkludiert.
Myrafälle
Der Myrabach entspringt im Unterberg. Über bemooste Felsstufen fließt, tröpfelt oder schießt das Flüsschen – je nach Wetterlage und Jahreszeit talwärts und bildet eine romantische Klamm mit Wasserfällen, Gumpen und verzweigten Bächlein. Ende des Neunzehnten Jahrhunderts durch den Österreichischen Touristenklub erschlossen, erfreut die Anlage seit dem Jung und Alt.
Auch ich bin entzückt.
Myrabächlein am Weg nach unten. Foto: Veronika Schöll
Am Ende der Klamm kann man zurück zum Ausgangspunkt wandern und es sich in der Myrastubn gut gehen lassen. Ich wandere aber weiter. Richtung Karnerwirt. Am Weg dorthin liegt ein keiner Gipfel, den ich besuchen möchte.
Hausstein
Der Wanderweg führt mich weiter durch den Wald zu einer großen Wiese mit Rastplatz. Hier zweigt der Pfad zum Gipfel des Haussteins ab. Sein Gipfelkreuz steht auf einem pittoresken Kalkfelsen, der aus dem Föhrenwald herausragt. Schon die Kelten, die den Hausstein als „Schutzberg“ erkannten, wählten ihn als eine der vordersten Bastionen gegen die im Tiefland ansässigen Römer. Neben dem Gipfelkreuz finde ich eine Panoramakarte und genieße den schönen Blick ins Tal und in die Berglandschaft ringsum.
Zurück zur Wiese und abwärts zum Karnerwirt. Immer wieder rufen die verschiedenen Örtlichkeiten Erinnerungen aus meiner Kindheit wach. So auch das nächste Highlight auf dieser Wanderung, war es des Öfteren das Trostpflaster für den für Kinder langweiligen Verwandtenbesuch in Weissenbach an der Triesting.
Steinwandklamm
Beim Karnerwirt wandere ich auf der Landstraße kurz nach rechts, bis der markierte Wanderweg zum Jagasitz und zur Steinwandklamm nach links zum Waldrand abbiegt. „Über die Stoa“ weiter, später neben der Landstraße, blau markiert und wenig spektakulär bis zum Jagasitz, einem Wirtshaus, dessen beste Zeiten auch schon länger vorbei sind. Irgendwie ist vieles auf dieser Wanderung „schirch-schön“ – von abgesandelt bis traumhaft ist alles dabei. Vintage und voll Erinnerungen.
Vom Jagasitz muss ich über eine Schotterstraße bis zum Eingang der Steinwandklamm absteigen. Beim Ticketautomaten werde ich das zweite Mal um einige Euros erleichtert.
Der Ruschhofbach hat eine schöne Klamm in den Karst gefräst. Er fließt nach Nordosten und nicht in den Myrabach sondern in die Triesting. Über Holzbrücken und Rampen gelange ich nun tiefer in die Klamm. Leider führt diese zur Zeit meines Besuches Anfang September kein oberirdisches, sichtbares Wasser, ist aber trotzdem eindrucksvoll. Schon allein die verschiedenartigen Felsformationen und Höhlen sind sehenswert.
Ich komm zur Abzweigung Rudolf-Decker-Steig – einem kurzen Klettersteig mit einigen Leitern und Durchgangshöhlen. Bei trockenen Verhältnissen recht einfach, bei Nässe bitte gut aufpassen. Alle Geübteren nehmen den Steig, der Rest bitte den Weiterweg durch die Klamm. Kurz vorm Türkenloch treffen wir uns dann wieder.
Steig mit Löchern. Fotos Veronika Schöll
Nach ein paar kurzen Leitern kann man das Klettersteigerlebnis nochmals intensivieren und die wirklich laaaaange Leiter zur Wildschützhöhle hinaufsteigen, durchkraxeln und auf der anderen Seite wieder zum Steig zurückkehren. Dieser Abschnitt ist jetzt wirklich B und ein wenig ausgesetzt. Was ich mich als Kind getraut habe ohne zu zögern, mag ich heute, vor allem weil allein unterwegs, nicht und lasse diese Höhle aus.
Wildschützhöhle: Aufi, durchi, obi. Foto Veronika Schöll
Mehr Leitern, eine weitere Durchgangshöhle – Achtung: Kopf einziehen und schon bin ich am Ende des Steigs und treffe wieder auf den Wanderweg. Für alle gemeinsam geht es jetzt durchs Türkenloch. Das war in meiner Kindheit immer eine Gaudi, weil unsere Oma sich beim Durchgehen sehr gefürchtet hat oder zumindest eine gute Schauspielerin war.
Nach den ausgestandenen Strapazen auf einem weichen Waldweg zurück zum Jagasitz – hier wäre jetzt eigentlich eine Schartner Bombe im Wirtshausgarten fällig, den gibt es aber leider nimmer. 🙁
Nach Pernitz
An der Straßenkreuzung beim Jagasitz steht eine große Sommerlinde und unter ihren Zweigen versteckt sich der Wegweiser nach Pernitz. Diesem folge ich auf der Straße ein kurzes Stück bergauf um beim nächsten Schilderbaum rechts abzubiegen. Nach einer schönen Wiese auf den Wald zu. In diesem findet man zahlreiche Schwarzföhren mit eingekerbten Rinden, sie dienten früher der Pechgewinnung.
Übers Eichkreuz führt der Wanderweg sanft absteigend durch einen wunderschönen Mischwald bis nach Pernitz. Dort verkürzen oder verlängern nette Einkehrmöglichkeiten die Zeit bis zur Abfahrt des nächsten oder übernächsten Zugs nach Wiener Neustadt.
Die Tour hast du sehr schön beschrieben, vor allem mit den netten Kindheitserinnerungen! 🙂
🙂 Danke!