Eine Zugverspätung beschert mir diese schöne Rundwanderung auf die Flatzer Wand und den Gösing, inklusive kurzer Kraxelei.
Eigentlich wollte ich ja nach Prein, aber am Weg nach Payerbach-Reichenau wird die Zugsfahrt durch einen Rettungseisatz in Ternitz unterbrochen. Der Zug fährt nicht weiter und der Bus nach Prein (zwei Stunden Intervall) kann mit dem nächsten nicht mehr erreicht werden. Also steige ich aus, während ich überlege, was ich in Ternitz machen könnte.

Flatzer Wand
Ich erinnere mich, von Marlies, unserer Klettersteig-Lehrerin gehört zu haben, dass die Flatzer Wand die kleine Schwester der Hohen Wand wäre und dass es hier ein paar kurze Klettersteige gäbe. Für zumindest zwei davon wird in der einschlägigen Literatur keine besondere Ausrüstung empfohlen. Ich werde das Gebiet also mal erkunden.

Ich überquere die Straße vorm Bahnhof und gehe durch den Stadtpark Richtung Friedhof. Hier beginnen die Wanderwege in den Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand. Ich halte mich an die Markierung Richtung Neunkirchner Hütte um dann nach Flatz mit gelber Markierung abzubiegen.

Der Klettergarten, Steige und Höhlen sind dann schon angeschrieben. Ich erreiche die Wandstraße – von hier führen viele Wege nach oben. Ich entscheide mich für den Jubiläumssteig. Das Gelände ist wirklich sehr ähnlich wie auf der Hohen Wand. Nach einem kurzen steilen Zustieg sehe ich schon die erste Leiter. Der Steig ist super angelegt und gut ausgestattet mit Leitern und Ketten. Ein paar luftige Tiefblicke und kleine Kraxelstellen verschönern das kurze Abenteuer.




Eindrücke vom Jubiläumssteig, Flatzer Wand. Fotos Veronika Schöll
Oben angelangt, führt mich ein Pfad entlang der Abbruchkante der Flatzer Wand zur Neunkirchner Hütte. Am Weg begegnen mir noch die Ausstiege von Fürstensteig und Neunkirchner Steig. Empfohlen wird der Abstieg bis zu Hälfte des Fürstensteigs und dann der Wiederaufstieg über den Neunkirchner Steig mit kleiner Durchgangshöhle (Flatzer Loch). Das nächste Mal werde ich das so machen. Der E60 Klettersteig wäre auch interessant, aber dafür sollte man ein Kletterteigset anziehen.
Gösing
Das Neunkirchner Haus verköstiget bereits die ersten Hungrigen an diesem ersten warmen Frühlingstag. Ich wandere weiter, in meinem Rucksack balanciere ich ein Grieskoch mit Beerenröster aus dem Spar (da sind nie viele Leute drin, während vorm Bäcker Schlangen stehen) in Wien Mitte Bahnhof und hoffe, dass es ohne Unfall bis zu meiner Jausenpause überlebt.

Ich wandere an der Hütte vorbei Richtung Gösing. Passiere den Flatzer Anger und steige dann zuerst auf einer Forststraße und dann auf einem wunderschönen mäßig steilen Waldweg auf den flachen Gipfel (898m).

Am Weg hinauf gibt es einen schönen Aussichtsplatz mit Blick Richtung Schneeberg, dort mache ich Pause. Meine Jause ist zwar heil angekommen, aber dass ich fürs Verzehren eines Griesbreis auch eine Löffel gebraucht hätte, fällt mir erst beim Auspacken ein. So muss ein Finger herhalten. Schaut eh niemand zu. (Titelbild)

Am Gipfel des Gösings gibt es auch noch einen Jausenplatz und mehrere Abstiegsmöglichkeiten. Ich wähle den Weg zurück zum Bahnhof in Ternitz.

Hier gibt es noch einen kleinen Stichweg zu einem Aussichtplatz – zahlt sich aus, die fünf Minuten zu investieren. Dann gehts weiter abwärts über die „Heahnakräuln“ aka Hühnersteig, der ein kurzes wurzeliges steiles Stück beinhaltet.

Schließlich mündet der Steig in meinen Anfangsweg, der mich durch Ternitz zurück zum Bahnhof bringt.
Fazit: Eine schöne, enstspannte Wanderung durch den landschaftlich wunderschönen Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand. So nah bei Wien, mit vielen Erweiterungsmöglichkeiten. Wochentags gibt es eine Busverbindung direkt nach Flatz, falls man sich dort nur die verschiedenen Steige und Höhlen anschauen möchte. Gerolds Tour über die Ruine Schrattenstein und den Gösing bin ich in umgekehrter Richtung gegangen, auch sehr empfehlenswert.
