Besuch auf zweien der drei Hausberge von Schwarzau: Falkenstein und Handlesberg. Sehr abwechslungsreiche Wege, tolle Aussicht, herrliche Jausenplätze. (Wenn man denn eine Jause eingepackt hat).
Ich war schon vor einiger Zeit in Schwarzau, am Obersberg. Diesmal wähle ich die andere Seite des Schwarzatals für meine Tour. Bestens geplant, mit straffem Zeitplan … beginnt diese trotzdem etwas holprig.
Die Rechnung mit nur fünf Minuten im Talon für den Kauf eines Nusskipferls als Proviant für unterwegs – mich „gustert“ es so sehr – geht leider nicht auf, dafür ist die Schlange vor der Bäckerei in Wien Mitte zu lang. Ich bin sowieso knapp dran und fahre lieber gleich mit der Rolltreppe hinunter zu den Bahnsteigen.
Schon auf halben Weg entdecke ich die Anzeigetafel, auf der aber keinen Zug nach Payerbach, der sollte ja in ein paar Minuten einfahren. Schnell Scotty aufrufen. „Dieser Zug fällt heute aus.“ Die nächste Verbindung nach Schwarzau geht erst in zwei Stunden und passt nicht mehr in meinen Zeitplan. Hm. Kein Nusskipferl, kein Zug, kein Schwarzau.
Ich nehme die nächste S-Bahn zum Hauptbahnhof und dann den nächsten Railjet nach Süden. Mal sehen was der Tag noch bringen wird.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Leoben zu dieser Tour für dich finden.
Schwarzau im Gebirge
Ein paar Minuten dauert es, bis die Durchsage des Schaffners kurz vor Wiener Neustadt in meinem Kopf ankommt und von meinen Augen bestätigt wird: Da steht er ja am gegenüberliegenden Gleis, der CJX nach Payerbach. Schnell hüpfe ich von einem Zug in den anderern. Juhuu! (Wegen eines Gleisschadens werden an diesem Tag alle Züge zwischen Wiener Neustadt und Wien in weiterer Folge über die Pottendorfer Linie geführt.)
Entspannt steige ich in Payerbach am Bahnhof in den Bus nach Schwarzau um. Die Fahrt durch das landschaftliche beeindruckende Höllental ist immer ein Erlebnis (auch ohne die Stichfahrt nach Hinternasswald). Ab dem Weichtalhaus bin ich allerdings der einzige Fahrgast. #fahrtmehrbus 🙂
Je nach Fahrplan gibt es auch die Möglichkeit über Gutenstein anzureisen
An der Endstelle steige ich aus, überquere die Schwarza und wandere durch den Naturpark Falkenstein (tolle Spielplätze und Themenwege, Wildtiergehege, Höhlen etc ) Richtung Falkenstein Gipfel, ich brauche einfach nur den Richtungspfeilen folgen.
Auf den Falkenstein
Der Falkenstein (1013 Meter) ist der erste Gipfel auf meiner Wanderung. Der Kirchensteig ist ausgezeichnet markiert und führt durch den Wald hinauf, vorbei an den (verbotenen, wie auf zahlreichen Hinweisschildern zu lesen ist) Kletterwänden des Falkensteins.
Ein Stück weiter auf einer Forststraße – hier wird gerade Frühlingsputz gemacht, ein kleiner Bagger reinigt die Wasserabläufe und entfernt umgefallene Bäume. Übrigens ist der Lenker die einzige menschliche Seele, die mir auf meiner Wanderung begegnet.
An einer Wegkreuzung nehme ich den kurzen aber steilen Stichweg auf den Gipfel des Falkensteins.
Die Aussicht ist traumhaft. Auf dem Gipfel, der nach Südwesten steil und felsig abfällt, stehen neben dem hübschen Gipfelkreuz noch Bänke und ein Tisch – ein toller Jausenplatz! Jemand in meinem Inneren sagt laut: „Nusskipferl“.
Ich sage: „Zeit zum Weitergehen.“
Handlesberg
Ich kehre zur Wegkreuzung zurück, schreite eine Zeit lang auf der fast ebenen Forststraße nördlich des Windhags dahin und folge der Markierung zum Handlesberg (1371 Meter). Lass die Seele baumeln, die Beine auch und denk an nichts.
Aber Achtung: in einer Rechtskurve der Straße biegt links ein kleines (rot markiertes) Wegerl in den Wald ab. Das übersehe ich zunächst, kehre aber rechtzeitig um, bevor dieser Schlenker meinen ganzen Zeitplan durcheinander wirft.
Noch einmal das gleiche Spiel: ein Stück Forststraße, Wiese und Ende der Forststraße. Abzweigung wieder übersehen, retour, Abzweigung gefunden. Der Weg steilt ganz schön an. Überrascht und deshalb aufmerksamer erreiche ich einen Sattel zwischen Handlesberg und Freudentaler Mauer, auf die ich weglos einen kurzen Abstecher mache. Weil ich vergesse, meine Hosenbeine anzuschnallen, endet dieser kleine Ausflug mit zerkratzen Schienbeinen und Wadeln, das wird beim Duschen später noch ordentlich brennen.
Dafür ist die Aussicht schöner als am Handlesberg.
Wieder zurück zum Wanderweg, weiter steil durch einen schönen Wald und ein Meer aus Schneerosen.
Oben. Erwartet mich ein kleines, entzückendes Gipfelkreuz. Ich setze mich auf die warmen Steine und esse einen Apfel. „Wo ist das Nusskipferl ?“ Ich ignoriere die bohrende Frage und widme meine Aufmerksamkeit den umliegenden Gipfeln. Ganz hinten ist der Ötscher zu sehen.
Es zieht langsam zu und das erinnert mich an meinen Zeitplan: Um 14.00 soll es regnen und um 14.10 fährt der Bus (wochentags) von Schwarzau zurück nach Payerbach. Aufbruch.
Führst du auch Selbstgespräche, wenn du alleine unterwegs bist?
Grubenfranzl
Ein Stück am gleichen Weg zurück, die wunderschöne Aussicht genießend (Titelbild). Steil hinab. Dann wieder ein Stück Forststraße südlich des Windhags, von der ein markierter Weg zum Grubenfranzl abzweigt. Den nehm ich. Und muss hie und da aufpassen, weil sich der Weg in Wiesen und Gehölz verliert und die Markierungen verblast sind.
Schließlich erreiche ich das Gehöft Grubenfranzl, umgeben von herrliche blühenden alten Obstbäumen, ist es wohl dem Verfall Preis gegeben.
Happy End in Schwarzau
Kurz nach dem Grubenfranzl erreiche ich eine weitere Wegkreuzung, in die mein Aufstiegsweg, der Kirchensteig einmündet, entscheide mich aber für einen anderen Abstiegsweg. Ich biege nach links ab und bleibe noch eine Weile auf der Forststraße, bis links ein Weg über eine Wiese zum Waldrand führt. Auch dieser Weg ist teilweise nur schwach markiert, man findet ihn aber schon.
Der Waldweg trifft wieder auf eine Froststraße, die hinunter nach Schwarzau – Ortsmitte, vorbei an der Herrengrotte führt. Zwei Holzleitern weisen empor zum Höhleneingang. Aber ein Blick auf Uhr und Wolken gemahnt zur Eile.
Das bedeutet, ich renne die letzten beiden Kilometer und treffe um 14:00 an der Bushaltestelle ein.
Und was sehen meine müden Augen da? Gegenüber der Bushaltestelle befindet sich ein Hofladen. Und was gibt es in diesem Hofladen neben allerlei Leckereien aus der Gegend? Frische, riesige Nusskipferl! Herrlich.
Muss ich extra erwähnen, dass es zu tröpfeln beginnt als ich den Bus steige?
Es geht halt nichts über eine gute Planung!
Happy End. Fotos Veronika Schöll
Tourdaten
PS: Ich hab für diese Wanderung vier Stunden gebraucht, war aber wirklich sehr flott unterwegs. Wenn du dir mehr Zeit lässt, geht sich das mit einer schönen Gipfelrast bis zum späteren Bus perfekt aus. Wartezeit auf den Bus kannst du zum Beispiel auch im Café Naturpark nahe der Busstation überbrücken.
Nimm dir eine kleine (oder große)Jause mit und was zu trinken. Es gibt keine Einkehr oder Wasser unterwegs.