Wieder eine bike&hike Tour im Gasteinertal. Es geht – für mich – vom Bhf. Schwarzach mit dem E- Bike nach Bad Hofgastein, dann ins Angertal und auf die Gadaunerer Hochalmen. Von dort kann man eine Runde über den Kalkbretterkopf unternehmen.
Bitte beachten: Fahrradstellplätze in Zügen sind begrenzt und im Fernverkehr reservierungspflichtig!
Mein Wecker ist auf eine eher für Frühjahrs-Skitouren typische Zeit gestellt, denn: ab 15 Uhr sind Gewitter angesagt. Somit erwarten wir, mein E-Bike und ich, bereits um 5:16 Uhr die S3 am Bhf. Salzburg – Aigen. Der Zug fährt pünktlich ein. Doch es ist keine S-Bahn Garnitur.
Der nette Schaffner deutet mir, der ich verunsichert bin, ruhig mit dem Rad einzusteigen. Ungelenk stemme ich das mehr als 22 kg schwerer Gefährt in den Wagon und „wir“ suchen einen Platz. Eigentlich wollte ich soziologische Stunden machen: Wer nützt – außer einem nerdigen Bike&Hiker – um diese Zeit die S3? – Aber ich bin allein.-
Schwarzach ist der Zug-Endbahnhof. Da es erst in 20 Minuten nach Lend weiter geht, beginne ich hier meine Tour. Um ½ 7 Uhr ist noch alles still, kaum Verkehr; auf der Radroute bin ich sowieso noch alleine unterwegs. Dass ich die Strecke schon kenne, hat Vor- und Nachteile: Ich weiß, wovor ich mich fürchte (ohrenbetäubender Lärm im Tunell), aber ich weiß auch, worauf ich mich schon jetzt freuen kann!
Bad Hofgastein. Ich will mich nicht verfahren, sondern auf Anhieb die Radroute ins Angertal finden. Der Ort schläft noch. Nur Gemeindearbeiter machen sich an Blumenbeeten zu schaffen. Ich bleibe immer wieder stehen, zücke mein Handy… und finde wirklich die Radroute. Einzelne Schilder bestätigen mir dies.
Schnell gewinne ich auf schöner Straße an Höhe. Beim letzten Gehöft endet der Asphalt. Ich blicke zurück: ein Esel schaut interessiert oder verwundert oder wohlwollend oder einfach verschlafen zu dem frühen Eindringling.
Die Straße, die auf die Gadaunerer Hochalmen führt, bringt mich immer höher, bis ich in der Nebelsuppe bade.
Noch die eine oder andere Kehre – und weite Almen mit kleinen, geduckten Hütten liegen vor mir. Die größeren Hütten (z.B.: Toferer Hütte) sind kleine Gaststätten. 2,5 Stunden Bike-Vergnügen liegen hinter mir. „metoblue“ hat mir ein Zeitfenster zwischen 9 und etwa 13 Uhr ausgewiesen, in dem sich die Bewölkung in höhere Gefilde zurückziehen wird: Mal sehen…
Nun schlängle ich mich auf Schusters Rappen durch Kühe und Kuhfladen zur Stanzscharte.
Der wenig begangene Weg gleicht streckenweise einer ausgewaschenen Künette, die nassen Gräßer fordern Hose und Schuhe, – und überfordern sie letztlich. Macht nichts.
Über Wiesen und Steigspuren erreiche ich nach 1 ½ Stunden, immer wieder von Nebel und Sonne umspielt, den Gipfel des Kalkbretterkopfes. Die Sonne will sich durchsetzen, schafft es aber nicht ganz, wärmt trotzdem. Und hie und da zeigen sich Berge, die durch ihre typischen Formen verraten, wie ich sie ansprechen darf.
Gegen 11 Uhr schultere ich, gut gestärkt, wieder meinen Rucksack und folge dem Gratverlauf noch ein Stückchen nach Süden, bis ich die nach SO ziehende Gratrippe absteigen kann. Die Snow-Spikes kommen aus Bequemlichkeit im feuchten Gras zum Einsatz.
Die steilste Stelle entschärft – wie es so oft der Fall ist – ein Steiglein. Entlang des Zaunes lässt es sich gut absteigen.
Das eindrucksvolle Almkreuz ist von Pferden besucht.
Diese mächtigen Tiere flößen mir gehörigen Respekt ein. Ich gehe in den eingezäunten Bereich; mit dieser sicheren Barriere zwischen uns freunde ich mich behutsam mit dem Rappen an, streichle ihn auf der Nase, spüre den warmen Atem, der stoßweise aus seinen Nüstern strömt. Noch nie habe ich mich so lange mit einem Tier dieser Gattung, die für die Entwicklung der Menschheit große Bedeutung hat, beschäftigt.
Eine Almstraße bildet den Weg zurück zum Rad. Das auf der Landkarte verzeichnete Dankmal dient dem Gedenken an verdiente Mitglieder der Bergrettung.
Die ausschweifenden Kurven der Straße kürze ich bequem über die Almwiesen ab.
Nun ist die Toferer Hütte von einigen Radlern bevölkert, es ist Mittagszeit. Die Straße, die ich nun hinuntersause, ist in so gutem Zustand, dass mein e-Bike punkto Vibrationen – im Unterschied zur Schmaranzhütte vergangene Woche – verwöhnt wird: es fährt sich nahezu wie auf Asphalt.
Im Skizentrum Angertal wechsle ich auf die Fahrstraße, breit wie eine Autobahn. Es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Erdanziehung und Luftwiederstand ein – ich sause ungebremst Bad Hofgastein entgegen (sehe ich 60km/h auf meinem Tacho, oder gar mehr?).
Eigentlich will ich diesmal nach Lend zur S-Bahn, aber die Abfahrtszeit von Schwarzach passt besser. Wieder beeindruckt mich das riesige Ausgleichsbecken Bandstatt, das, zum Verbund-Speicherkraftwerk Schwarzach gehörend, mit dem Wasser der tief unten fließenden Salzach befüllt wird.
Die S3, Abfahrt 14:24 Uhr, steht schon, noch ganz leer, am Bahnsteig. Mein Rad bekommt einen Sicherheitsgurt angelegt, ich setzte mich – und irgendwo vor Bischofshofen weckt mich die Stimme des Schaffners, der mein Klimaticket sehen will.
Diese ruhige, bei Schönwetter aussichtsreiche Almrunde mit 600 Höhenmeter „hike“ und etwa 1200 Höhenmeter „bike“ kann natürlich auch mit gemieteten Rädern (z.B.: von Dorfgastein aus) gemacht werden. Die Straßen sind sehr gut, die Wege sind wie beschrieben. Der Kalkbretterkopf ist im Grunde eine riesige Kuh- und Pferdeweide.
Der eine oder andere stachelige Weidezaun muss (am Grat und beim Abstieg) auf die eine (durchschlüpfen) oder andere (überspringen?) Weise bezwungen werden. Auf den breiten Straßen wird es auch am Wochenende keinen Rad-Stau geben und auf den Almen wird die Anzahl der Kühe und Pferde jene der Wanderer um eine Zehnerpotenz übertreffen.