Hinteres Modereck (2.930 Meter) Bike and Hike

Foto: Karl Plohovich

Das versteckte Seidlwinkltal mit dem Rauriser Tauernhaus lädt mich seit fast 20 Jahren auf einen Kennenlern-Besuch ein. Die ÖFFI&Bike&hike – Möglichkeiten spielen hier ihre Stärken voll aus. Für Feinspitze, die das Besondere im freien Gelände einsamer Berger zu schätzen wissen, ein Geheimtipp.

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mürzzuschlag zu dieser Tour für dich finden.

Die Recherche: Vom Bhf. Taxenbach bis zum Rauriser Tauernhaus sind es 28 Kilometer und knapp 900 Höhenmeter; das schafft jeder gute E-Bike Akku. Doch wohin dann? Es gibt nur einen markierten Weg – hinauf zur Glocknerstraße. Das Hintere Modereck sieht machbar aus. Die Landkarten und das Internet sind allerdings recht schweigsam. Welche der eingezeichneten Wege und Steige tatsächlich vorhanden sind – in jedem Karten-Layer sieht es anders aus – wird sich erst vor Ort herausstellen. Die Webcam vom Fuscher Törl allerdings zeigt verlässlich die aktuellen Verhältnisse.

Screenshot – Vorderes und Hinteres Modereck und Weißenbachscharte. Foto: Karl Plohovich
Screenshot – Vorderes und Hinteres Modereck und Weißenbachscharte. Foto: Karl Plohovich

Wie ich vom Bahnhof am besten auf die Rauriser Bundesstraße komme, schaue ich mir auch schon zu Hause genau an.

Das stabile Herbstwetter Anfang November hat die Motivation so sehr gesteigert, dass ich um 4:30 Uhr mein Bett gegen die Sitze in der S3 getauscht habe, die Füße hoch lagere und Kräfte sammelnd vor mich hin döse.

Auch das Rad döst vor sich hin – gut fixiert; Stöcke sind dabei. Foto: Karl Plohovich
Auch das Rad döst vor sich hin – gut fixiert; Stöcke sind dabei. Foto: Karl Plohovich

Wie auf Scotty angekündigt ist der Lift in Taxenbach außer Betrieb und ich dirigiere mein Bike die Treppe hinunter und dann gleich nach rechts zur Salzach. Die Wiesen glitzern im Reif. Über das Weglein geht es zur gedeckten Brücke und durch „Höf“ hindurch zur Rauriser Bundesstraße.

Die gedeckte Brück vom Bahnhof nach Höf im Licht meines Schweinwerfers. Foto: Karl Plohovich
Die gedeckte Brück vom Bahnhof nach Höf im Licht meines Schweinwerfers. Foto: Karl Plohovich

Die L112 ist bereits – es geht gegen ½ 7 Uhr – eine Rennstrecke talauswärts. Taleinwärts sind es nur eine Handvoll Autos, die mich überholen.

Das Tal leert sich – mit hoher Geschwindigkeit; Sonnblick und Ritterkopf schauen zu. Foto: Karl Plohovich
Das Tal leert sich – mit hoher Geschwindigkeit; Sonnblick und Ritterkopf schauen zu. Foto: Karl Plohovich

Vor Wörth nütze ich den Radweg und dann geht es ins Seidlwinkltal, noch 14 Kilometer (mehr als bis nach Kolm Saigurn!) bis zum Tauernhaus. Handschuhe mit Überhandschuhen haben Mühe, meine Hände warm zu halten.

Allein die morgendliche Fahrt durch dieses stille Tauerntal war des frühe Aufstehens wert: die Wasserfälle, der tosende Ache, das Gefühl, etwas Besonderes zu unternehmen, die Vorfreude, endlich dieses Tal ein wenig kennen zu lernen.

Palfner Alm – mit Weißenbachscharte und Vorderem und Hinterem Modereck. Foto: Karl Plohovich
Palfner Alm – mit Weißenbachscharte und Vorderem und Hinterem Modereck. Foto: Karl Plohovich

Die Straße ist gut, sehr gut, über weite Strecken fast wie Asphalt. Im Sommer, so las ich, verkehrt hier ein Wanderbus. Knapp vor dem Tauernhaus komme ich in eine wärmere Luftschicht – und dann liegt es vor mir, dieses fast 550 Jahre alte Bauwerk, wie aus einem Freilichtmuseum. Wann haben die Bäume gekeimt, deren Balken nun seit so langer Zeit ihre Dienste tun?

Einzigartig und voll Säumer-Geschichte – Rauriser Tauernhaus. Foto: Karl Plohovich
Einzigartig und voll Säumer-Geschichte – Rauriser Tauernhaus. Foto: Karl Plohovich

Ein guter Parkplatz ist schnell gefunden – und der Weg auf die Diesbach Alm weist sogar die Profile von Reifen (Ist hier ein Quad unterwegs?) auf.

Das kunstfertig gefügte Mauerwerk wird noch ein paar Jahrzehnte altes Wissen bezeugen. Foto: Karl Plohovich
Das kunstfertig gefügte Mauerwerk wird noch ein paar Jahrzehnte altes Wissen bezeugen. Foto: Karl Plohovich

Mir ist heute danach, nicht den leichtesten Weg zu wählen, und so suche und finde ich einen guten Steig zur Weißenbachrinne, der offenbar von Skifahrern im Mai oder Juni für den Abstieg genutzt wird.

„Oberleitungen“ – wie der bewachsene Wurzelballen zeigt, nicht erst seit gestern… Foto: Karl Plohovich
„Oberleitungen“ – wie der bewachsene Wurzelballen zeigt, nicht erst seit gestern… Foto: Karl Plohovich

Mal bessere, mal weniger ausgeprägt finde ich bis in die Scharte Weglein, Wildfährten, Kuhsteige. Manchmal will ich im Bachbett bleiben – und werde mit Wasser–Kunstwerken überreich belohnt.

Kristallgeäst. Foto: Karl Plohovich
Kristallgeäst. Foto: Karl Plohovich
Tropfender Eiszapfenvorhang. Foto: Karl Plohovich
Tropfender Eiszapfenvorhang. Foto: Karl Plohovich

Die Schneefelder sind pickelhart, aber griffig.

Im Frühsommer nach Ende der Skisaison wohl auch eine schöne Schneeschuhtour. Foto: Karl Plohovich
Im Frühsommer nach Ende der Skisaison wohl auch eine schöne Schneeschuhtour. Foto: Karl Plohovich

Von der Scharte – auf der Südseite ist es windstill; Zeit für eine Trink-Pause – führt die Markierung auf sehr gutem Weg (zwei imposante Felsburgen bluffen nur!) zum Gipfel des Hinteren Moderecks.

Weißenbachscharte. Foto: Karl Plohovich
Weißenbachscharte. Foto: Karl Plohovich

Der Wind ist so schwach, dass ich mich inmitten des Panoramas zu einer Gipfelrast entschließe.

Ich will eine Runde machen und dem so nett geschwungenen unbenannten See einen Besuch abstatten. Im steilen, gut gefrorenen Schutt suche ich mir den besten Weg, der Schnee lässt her Stapfen zu, meine Stöcke geben mir ein sicheres Gefühl.

Das steilste Stück ist hinter mir. Foto: Karl Plohovich
Das steilste Stück ist hinter mir. Foto: Karl Plohovich

Der schlängelige See, der sich vor der Stirnmoräne gebildet hat, ist dick vereist und wirft spielerisch einen Sonnenstrahl nach dem anderen in immer neue Richtungen. Ein Dutzend Schneehühner, schon ganz in festlichem Weiß, fliegen auf.

Von der Scharte zum Gipfel – und herunter zum See. Foto: Karl Plohovich
Von der Scharte zum Gipfel – und herunter zum See. Foto: Karl Plohovich

Das Vordere Modereck soll nicht zu kurz kommen – doch der N-Grat ist nicht empfehlenswert…

Der zerklüftet–zerfallende N-Grat des Vorderen Moderecks. Foto: Karl Plohovich
Der zerklüftet–zerfallende N-Grat des Vorderen Moderecks. Foto: Karl Plohovich

Ich suche mir im Wechselspiel mit Landkarte und Naturgegebenheiten einen Durchstieg zu den weiten Almwiesen.

Durchstieg gefunden. Foto: Karl Plohovich
Durchstieg gefunden. Foto: Karl Plohovich

Immer wieder habe ich es beobachtet: Dort, wo es steil wird, haben sich Wegspuren gebildet; im leichten Gelände verlieren sie sich wieder.

Wegspur; rot: mein Abstiegsweg; blau: der Abstieg über die „Quad-Spur“ zur Jagdhütte und Alm. Foto: Karl Plohovich
Wegspur; rot: mein Abstiegsweg; blau: der Abstieg über die „Quad-Spur“ zur Jagdhütte und Alm. Foto: Karl Plohovich

So stiefle ich der Diesbach Alm entgegen – und lasse die Fahrspuren des Quad, die ich bereits bei etwa 2.300 Meter quere, unbeachtet.

Herbstteppich – lichter Wald zur Diesbach Alm. Foto: Karl Plohovich
Herbstteppich – lichter Wald zur Diesbach Alm. Foto: Karl Plohovich

Noch eine gute ¾ Stunde bis der frühere der von mir ins Auge gefassten Züge den Bahnhof Taxenbach verlassen wird. Eine steile Vorgabe, die ich nicht schaffe, obgleich man es auf der so gut gewalzten Almstraße so richtig sausen lassen kann. Der Gegenanstieg von Rauris zur Rauriser Höhe drückt den Schnitt…

Manchmal wirken Zugverspätungen wie ein persönliches Entgegenkommen der ÖBB – um 15:34 Uhr bin ich (mein Rad bäumt sich auf der Treppe mit Unterstützung der Schiebehilfe auf wie ein scheuendes Pferd) am Bahnsteig und sitze nach weiteren 5 Minuten im 10 Minuten verspäteten REX.

Verspätungs-Entgegenkommen! Foto: Karl Plohovich
Verspätungs-Entgegenkommen! Foto: Karl Plohovich

Fazit

Das Hintere Modereck lässt sich vom Rauriser Tauernhaus her gut besteigen.

Allerdings: Im Winter ist das Seidlwinkltal oft von Lawinenkegel verriegelt, im Sommer schreckt „Otto Normalwanderer“ die fehlende Markierung.

So wird der alpine Feinspitz in dieser Region mit Schneehühnern und Gämsen (im Sommer wohl mit Kühen und Kälbern), rauschendem Wasser und den stillen, unbenannten Seen auch in Zukunft alleine die Flügel der Seele ausbreiten können.

Den einfachsten Auf/Abstieg, wo man fast durchgehend Wege/Steigspuren finden wird, habe ich hier versucht, auf der ÖK einzuzeichnen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   10:00 Std Bike & Hike   2.400 HM   2.401 HM   67.5 km   GPX Track

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