Mein erster 3000er zum 30er
Zu meinem 30.Geburtstag hab ich mir gewünscht auf den Großglockner zu gehen. Gewünscht – bekommen! Begleitet von meinem Freund und meiner Schwester besteigen wir geführt von einem Bergführer den höchsten Berg Österreichs über den Normalweg und reisen selbstverständlich öffentlich an. Dass das auch mein 30. Tourenreport wird, das war keine Absicht, sondern ist Schicksal würde ich sagen (musste ja so kommen, wenn es so gut dazu passt). Wir teilen uns die Tour eher gemütlich an vier Tagen inklusive An- und Abreise ein.
Vorbereitung
Für Johanna und mich ist es der erste 3000er, Thomas war schon in Nepal höher unterwegs. So machen wir uns natürlich bereits Monate vorher Gedanken, versuchen ein paar lange, hohe Touren zu machen. Richtig gelingen tut´s uns nicht. Auf ähnlich hohe Berge zu wandern ist im Osten Österreichs nicht so einfach. Viele „normale“ Touren müssen ausreichen (und so ist es dann auch). Den Termin wählen wir für Anfang September und im März/April fragen wir bei einem Bergführerunternehmen an und bekommen eine Zusage für einen Bergführer. Per E-Mail erhalten wir einige Infos und Tipps. Bereits bei der Eigen-Recherche haben wir gelesen, dass die Kondition für die Großglocknerbesteigung in etwa so sein sollte: 350 Höhenmeter sollten pro Stunde zurückgelegt werden können…. Für uns sollte das schaffbar sein, wir sind immerhin mehrmals im Monat in den Bergen unterwegs und haben solche Touren schon absolviert. Auch über die notwendige Ausrüstung werden wir informiert. Wir brauchen noch steigeisenfeste Schuhe – haben wir alle drei bisher nicht. So kommts, dass wir zufälligerweise alle das gleiche Modell kaufen (neu bzw. gebraucht). Die Salewa-Schuhe werden von Johanna und mir seitdem liebevoll die „Großglockner-Schuhe“ genannt. 100% empfehlen können wir sie leider beide nicht – zumindest für alltägliche Wanderungen. Sie sind eher schwer und steif und beide haben wir gelegentlich das Problem, dass das Fersenteil reibt. Ein Blasenpflaster auf die Ferse zu kleben bevor ich starte, „löst“ dieses Problem bei mir einigermaßen.
Weiters sind Stecken notwendig – die haben wir. Die Wanderkleidung, die wir schon haben, sollte auch passend sein. Wir wählen einen mittelgroßen Rucksack, in dem Wechselgewand, zusätzliche Schichten (auch Handschuhe, Haube, Schlauchschal etc.), ein Hüttenschlafsack, das notwendigste Toilettzeugs, ein paar Snacks und eine Stirnlampe Platz finden. Einen Klettergurt, die Leichtsteigeisen und einen Helm bekommen wir vor Ort von unserem Bergführer – auch gut, so müssen wir das nicht mitschleppen.
Die Anreise nimmt für Thomas und mich aus der Oststeiermark und auch für Johanna aus Wien schon fast den ganzen Tag in Anspruch. Ich weiß nicht mehr, ob wir ungefähr gleichzeitig starten – treffen werden wir uns allerdings erst in Osttirol. Wir fahren zuerst mit dem Regiobus nach Graz. Dort steigen wir noch vor 8:00 Uhr in den Intercitybus nach Klagenfurt (momentan noch die schnellste Möglichkeit, aber die Tage werden bereits gezählt, bis die Koralmbahnstrecke geöffnet wird – dann geht’s schneller). Wir haben einen kurzen Aufenthalt in der Kärntner Landeshauptstadt und schauen uns am Bahnhof die kleine Ausstellung über die Koralmbahnstrecke an – eigentlich ein Wahnsinn wie viele Jahrzehnte daran schon gebaut wird. Weiter geht’s für uns mit dem Zug nach Lienz. Dort steigen wir in den Bus 951 um und steigen in Huben Ort aus und um – hier treffen wir Johanna. Im letzten Bus 952 nach Kals am Großglockner fahren wir dann noch gemeinsam. Ob wir die Tour überhaupt zu dritt machen, oder doch nur zu zweit, hat sich erst am Abend vor der Anreise entschieden, denn Johanna war die Tage davor krank und hat sich leider gar nicht fit gefühlt. Nach einem Telefonat mit dem Bergführer hat sie sich dann für die Tour bzw. zumindest für die Anreise entschieden, mit der Option auf der ersten Hütte zu bleiben, wenn es ihr körperlich doch zu viel ist.


Steckbrief
Route | Distanz | Höhenunterschied | |
Tag 1 | Lucknerhaus – Salmhütte | 8 km | +800/-100 hm |
Tag 2 | Salmhütte – Erzherzog-Johann-Hütte („Adlersruhe“) | 4 km | +750 hm |
Tag 3 | Adlersruhe – Großglockner – Salmhütte | 6 km | +300/-1050 hm |
Tag 4 | Salmhütte – Lucknerhaus | 8 km | +200/-900 hm |
Tag 1: Anreise und Aufstieg zur Salmhütte
Wir reisen wie beschrieben an und steigen an der Endstation des Busses aus, bei der Bushaltestelle Kals am Großglockner Lucknerhaus. Wenn es nicht bewölkt wäre, hätte man bereits hier die Chance auf einen Großglockner-Blick. Es ist bereits Nachmittag, gegen halb Vier starten wir unseren ersten Aufstieg in Richtung Großglockner: zur Salmhütte, wo wir 3 Betten im Lager reserviert haben. Der Weg ist gut markiert und nicht schwer.


Wir kommen an einer Bank vorbei und jausnen nochmals. Etwas gestärkt geht’s weiter und wir haben ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft, als wir die Glorerhütte erblicken. Bis hierher gab es keine Abzweigungen, aber hier sehen wir gelbe Wandertafeln, auf denen einige Ziele stehen: Lucknerhütte und Stüdlhütte; Peischlachtörl und Heiligenblut; Böses Weibele, Elberfelder Hütte und Lesach Riegel; und die Salmhütte – unser Ziel – mit weiteren 1 ½ Stunden angeschrieben. Wir passieren die Glorerhütte auf 2.642 Metern und folgen unserem Wegweiser geradeaus.


Bis zur Glorerhütte sind wir durchgehend bergauf gegangen, ab jetzt sind nicht mehr viele Höhenmeter zu überwinden. Nach kurzer Zeit kommen wir zur nächsten Weggabelung und halten uns (wie angeschrieben) links. Nach rechts ginge es nach Heiligenblut bzw. zum Peischlachtörl. Wir kommen zu einer weiteren Weggabelung und gehen wieder links. Allerdings käme man hier auch über den rechten Weg zur Salmhütte, diesen gehen wir am dritten Tag beim Rückweg in die andere Richtung. Wir gehen die Pfortscharte über viele Stufen und zum Teil mit Seilen gesichert bergab. Zum ersten Mal ist der Weg anspruchsvoll. Unten angekommen überqueren wir über eine Holzbrücke einen Bach – sehr idyllisch – und wir erblicken bald die Salmhütte.


Felsig in der Pfortscharte; Über das Bächlein. Fotos: Alice Frischherz


Angekommen bei der Salmhütte; Mahlzeit. Fotos: Alice Frischherz
Es ist nicht mehr weit und das ist auch gut so, dann wir wollen auch noch zu Abend auf der Hütte essen und haben im Vorhinein über die Küchenzeiten gelesen. Um kurz vor 19 Uhr kommen wir bei der Salmhütte an, beziehen rasch unser Lager und um 19:15 sitzen wir schon beim Abendessen und lassen uns Krautfleckerl schmecken.
Tag 2: Murmeltiere beim Frühstück und auf zur Adlersruhe
Wir treffen unseren Bergführer gegen Mittag auf der Salmhütte und haben somit den ganzen Vormittag noch Freizeit. In der Früh schauen wir von der Gaststube aus direkt auf den Großglockner bei strahlend blauem Himmel, im Vordergrund sitzen auf der Hüttenterrasse zwei Murmeltiere! Die Tiere kommen jeden Tag erzählt uns der Hüttenwirt. Sie sitzen vor der Terrassentür und knabbern an altem Brot – ein herrlicher Anblick. So nah haben wir Murmeltiere noch nie gesehen.


Murmeltiere und Glocknerblick; Im Bettenlager. Fotos: Alice Frischherz
Die freie Zeit nutzen wir um zu Lesen: auf der Hütte gibt es jede Menge Comics und eine interessante Tafel, die über den Hüttenzubau 2017/18 berichtet. Am späten Vormittag ist es dann so weit: Florian, unser Bergführer, kommt per Mountainbike bei der Hütte an – sehr sportlich. Wir lernen uns kurz kennen und bekommen dann von ihm die nötige Ausrüstung: Helm, Gurt und Steigeisen. Bei letzteren erklärt er uns, wie man sie anzieht. Dann geht’s auch schon los. Wir lassen einen Teil unseres Gepäcks auf der Salmhütte, weil wir am nächsten Tag wieder dorthin kommen. Jetzt heißt es nur noch Florian zu folgen – auch mal angenehm, wenn man sich über die Wegorientierung keine großen Gedanken machen muss. Das Terrain ist bald ganz anders als am Vortag: über steinige Wege geht’s mäßig steigend bergauf.



Impressionen steiniger Aufstieg. Fotos: Alice Frischherz
Die Steine werden größer und zum Teil führt der Weg an kleinen und großen Felsen hindurch. Es wird steiler und wir gehen zum ersten Mal als Vierer-Seilschaft bergauf. Florian geht voraus, gefolgt von Johanna, mir und Thomas. Es ist für uns drei das erste Mal, dass wir in einer Seilschaft gehen – bald folgt ein nächstes erstes Mal! Kurz vor den Ausläufern des Hofmannskees kommen wir zu einer Kletterstelle. Unter Anweisung unseres Bergführers für alle kein Problem – ich kann mich heute (fast 3 Jahre später) ehrlicherweise nicht mehr genau daran erinnern. Viel prägender in Erinnerung blieb das erste Mal Steigeisen! Das folgte gleich nach der Kletterstelle.


Das erste Mal auf Steigeisen. Fotos: Alice Frischherz
Und so marschieren wir – noch immer in der Seilschaft – mit Steigeisen über das Gletscherfeld. Die Steigeisen geben uns perfekten Halt, wir fühlen uns sehr sicher. Wir ziehen die Steigeisen wieder aus und auch das Seil lassen wir für ein Teilstück weg. Kurz vor der Erzherzog-Johann-Hütte gehen wir dann wieder in der Seilschaft.



Fast oben angekommen; Willkommen auf der höchsten Hütte Österreichs. Fotos: Alice Frischherz
Oben angekommen – es ist mittlerweile zirka halb Vier – beziehen wir unser Lager. Wir sind nicht die ersten und nicht die letzten – hier oben auf 3.454 Metern ist ganz schön viel los. Und alle haben am nächsten Morgen dasselbe Ziel! Bis zum Abendessen ist noch ein bisserl Zeit. Wir genießen noch die wärmende Sonne vor dem Haus. Zum Sonnenuntergang ists schon recht frisch draußen.


Tag 3: Gipfelglück trotz kurzer Nacht
Auf über 3.000 Metern mag so mancher nicht den erholsamsten Schlaf bekommen – so auch wir. In dem ziemlich vollen Lager, das mit der Zeit recht stickig wurde, aufgeregt vor dem nächsten Morgen haben wir alle nicht besonders geschlafen. Vor allem Johanna nicht und sie überlegt, ob sie mitkommt. Wir frühstücken und treffen uns wie vereinbart angezogen mit unserem Bergführer. Wir haben ausgemacht, dass wir um 6:30 Uhr aufbrechen. Einige sind schon früher los, auch als wir noch im Lager geschlafen haben sind schon welche aufgebrochen. Die Sonne ist gerade am Aufgehen.

Es sind sehr magische Momente, aber viel Zeit zum Schauen und Genießen bleibt uns nicht, denn wir sollen unseren Zeitplan einhalten. Das Wetter schaut gut aus, aber wir haben besprochen, dass wir auch keine Zeit verlieren wollen. Wir ziehen noch auf der Terrasse die Steigeisen an und gehen los – zu Viert! Wir gehen jetzt ohne Gepäck, nur Florian hat seinen Rucksack mit. Beim Gehen sehen wir vor uns immer wieder andere Seilschaften. Wir haben bereits gehört, dass hier auch öfters Staus entstehen, an den Engstellen bzw. an den Kletterstellen. Wir gehen eher zügig vorwärts. Nach einer Weile deponieren wir unsere Stecken – Florian sagt, dass wir sie für den weiteren Aufstieg nicht mehr brauchen. Beim Klettern, das als nächstes kommt, wären sie uns sowieso nur im Weg. Wieder unter Anleitung unseres Bergführers bewältigen wir die Kletterstellen – zuerst hinauf, dann (wenn ich mich richtig erinnere) etwas hinunter. Wir kommen zur Glocknerscharte und kommen gut rüber. Wir sind auch über den Kleinglockner gegangen – eigentlich ohne es zu merken. Dann geht’s wieder hinauf zum Gipfel, auf dem wir ein paar Momente stehen. Lange sind wir nicht dort, es sind nur ein paar Minuten. Florian macht ein Gipfelfoto von uns, ich mache ein kurzes Rundumblick-Video.



30er Geburtstagswunsch erfüllt: Am Gipfel des Großglockners; Fast 30-jährige Kaiserschmarrn-Liebe. Fotos: Alice Frischherz
Eine weitere Gruppe war schon vor uns oben. Der Blick ist überwältigend, wir sind glücklich oben angekommen zu sein, es geschafft zu haben! Blauer Himmel, nur ein paar Wolken – was für ein traumhafter Tag!
Der Schwärmerei wird nicht viel Zeit gegeben, wir steigen wieder ab. Am Weg sammeln wir wieder die Stecke ein und auch die Steigeisen, die wir deponiert haben. Wir kommen zurück zur Adlersruhe und nehmen unsere Rucksäcke mit für den weiteren Abstieg zur Salmhütte.
Gegen Mittag kommen wir dort an – ungefähr 24 Stunden nachdem wir am Vortag aufgebrochen sind. Wir bestellen uns gleich was zu essen: 2 Mal Kässpätzle, 1 Mal Kaiserschmarrn. Florian isst nichts und trifft gleich seine nächste Gruppe. Er ist auch für die nächsten beiden Tage als Bergführer gebucht! Wir können darüber nur staunen und verabschieden uns von ihm, als er mit den nächsten aufbricht. Zeittechnisch könnten wir noch am selben Tag absteigen, aber wir haben eine weitere Nacht auf der Salmhütte reserviert. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Tag 4: Abstieg und Heimfahrt
Wir gehen wie schon erwähnt über den anderen Weg zurück zum Lucknerhaus. Bei der Salmhütte gehen wir beim „Handy-Stein“ vorbei und folgen diesem Weg bergab. Wir queren auch das Bächlein und gehen bergauf zur Weggabelung. Bei diesem Aufstieg haben wir einen besonders schönen Blick auf das Tal und den Großglockner im Hintergrund.


Auch heute dürfte ein super Tag für die Besteigung sein. Wir erreichen wieder die Glorerhütte und machen eine kurze Rast. Gleich wie der Hüttenhund genießen wir nochmals den Blick in die Bergwelt. Die Schilder zeigen uns wieder alle Wege an und wir wählen den Abstieg zum Lucknerhaus.


Wanderschilder bei der Glorerhütte; Im Abstieg. Fotos: Alice Frischherz


Traumwetter beim Abstieg zum Lucknerhaus. Fotos: Alice Frischherz

Wir kommen rechtzeitig vor dem Bus unten an und treten am späten Vormittag unsere Heimreisen an. Wieder fahren wir zuerst gemeinsam und bald trennen sich unsere Wege. In die Oststeiermark haben wir dieselbe Abreise wie Anreise.
Fazit
Die Besteigung war etwas ganz besonderes für mich und ich denke gerne an diese Momente zurück. Wir habens gut mit dem Wetter und den Bedingungen erwischt. Ich glaube Anfang September kann es auch schon kälter sein bzw. schon Neuschnee geben.
Die Tour empfehle ich niemandem, der die geforderten konditionellen Voraussetzungen nicht schafft. Wer selbst schon viel hochalpine Erfahrung hat, der kann die Tour prinzipiell auch ohne Bergführer machen. Wir haben auf der Adlersruhe nur eine Gruppe getroffen, die keinen Bergführer hatte. Die Erfahrung mit dem Bergführer haben wir alle drei als sehr gut und positiv empfunden. Wir haben uns immer sicher und gut aufgehoben gefühlt.
Je nach Länge der Anreise und eigener Fitness lässt sich die Tour auch um 1 bis 2 Tage verkürzen. Wir haben es auf 4 Tage aufgeteilt sehr angenehm empfunden und auch die längeren Hüttenzeiten genossen. Ich weiß auch nicht, ob sich die Heimreise (für uns) an Tag 3 zeitlich ausgegangen wäre.
Alternativ kann als erste Hütte auch die Stüdlhütte gewählt werden. Wir haben ohne speziellen Grund die Salmhütte ausgesucht.
Info Bergführer
Zu unserem Bergführer Florian sind wir über die Bergführer Heiligenblut gekommen. Die Gruppengröße ist auf 4 Personen inklusive Bergführer beschränkt. Man kann auch alleine einen Bergführer buchen – das ist p.P. teurer, bei 3 Personen ist es p.P. am günstigsten.