Die Drau flußabwärts, mit kleinem Abstecher zur E.T.-Compton-Hütte

Blick vom Bahnhof Berg im Drautal auf den Reißkofel im Hintergrund. Foto: Martin Heppner

Die Kärnten Werbung hat auf ihrer Webseite eine neue Kategorie erstellt, die sie „Rail & Trail“ nennen. Der Ansatz: Wanderungen ab dem Bahnhof. Das finde ich so schon einmal sehr gut. Heute schau ich mir ihre Empfehlung „Berg im Drautal – E. T. Compton Hütte (mit Übernachtungsmöglichkeit) – Berg im Drautal Bergtour“ an.

Anreise

Ich fahre mit dem Fahrrad zur Bahnstation Klagenfurt West, weil dort die S1 stehen bleibt, die Richtung Lienz fährt und ich so ohne umzusteigen nach Berg im Drautal fahren kann.

Fahrradständer Bahnhof Klagenfurt West. Foto: Martin Heppner
Fahrradständer Bahnhof Klagenfurt West. Foto: Martin Heppner

Mit Plan zum Berg – Personalisierte Fahrplanabfrage

Bahn zum Berg zeigt dir jetzt die Anreise zu den Öffi-Touren direkt von deinem Startort (daheim) sowie die Heimreise nach der Tour. Du kannst nun auch frühere oder spätere Verbindungen auswählen. Bitte beachte dabei die empfohlene Tourdauer.

Info: Die Vorabprüfung hat in den nächsten Tagen keine passenden Hin- und Rückfahrtverbindungen gefunden.

Asphalthatscher durch den Wald

Vom Bahnhof Berg quert man die Drau und folgt der Asphaltstraße. Mit ganz kurzen Unterbrechungen durch den Wald, bleiben wir auf der Asphaltstraße. Dort besteht Fahrverbot und es gibt wenigstens keinen Verkehr. Der Straße folgen wir bis zu einem Bauernhof, der auf einer großen Wiese gelegen ist. Die Comptonhütte ist laufend angeschrieben.

Wanderschild zum Reißkofel und zu Comptonhütte. Ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, daher der Bahn zum Berg Sticker. Foto: Martin Heppner
Wanderschild zum Reißkofel und zu Comptonhütte. Ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, daher der Bahn zum Berg Sticker. Foto: Martin Heppner

Bis zum Bauernhof am Ebenberg, bin ich 50 Minuten unterwegs, habe 4 Kilometer und 250 Höhenmeter zurück gelegt. D.h. ich bin nicht wahnsinnig schnell unterwegs.

Durch den Reißgraben zur Comptonhütte (Weg 234)

Es gibt in der Gegend viele, viele Forststraßen und damit auch mehrere Möglichkeiten zur Comptonhütte zu gelangen. Wir wählen die Abzweigung nach links, nach dem Bauernhof, Richtung Reißgraben.

Ab hier geht es für 2 Kilometer und 200 Höhenmeter auf einer Schotterstraße bergan. Damit verläuft die halbe Strecke bis zur Hütte auf Asphalt und Schotter. Das macht die Tour nicht wahnsinnig attraktiv. Das sehen auch Einheimische so: Kurz vor dem Ende der Schotterstraße, steht ein Motorrad. Den Besitzer treffe ich später, kurz unter der Comptonhütte. Er erzählt mir, dass er immer mit dem Motorrad bis zu der Stelle fährt. Damit spart er sich unaufregende 400 Höhenmeter und geht dann gleich auf den Reißkofel hinauf.

Asphalt- und Schotterstraßen Abkürzung durch Einheimischen. Foto: Martin Heppner
Asphalt- und Schotterstraßen Abkürzung durch Einheimischen. Foto: Martin Heppner

Wir verlassen die Schotterstraße schließlich an einer mit gelben Wandertafeln markierten Abzweigung, kurz bevor der Weg als Forsttraße markiert ist. An dieser Abzweigung sieht man, dass der Weg wirklich gut gewartet ist: Das Gras ist gemäht, damit man neben den Wegweisern auch wirklich den Pfad im hohen Gras erkennt.

Schließlich betreten wir den Reißgraben. Der Weg verläuft unschwierig an den steilen Hängen des Grabens. Kinder kann man hier gut an der Hand führen.

Der Weg durch den Reißgraben. Foto: Martin Heppner
Der Weg durch den Reißgraben. Foto: Martin Heppner

Der Pfad mündet schließlich in das Bachbett des Reißgrabens, wo er teils im Bett, teils rechts daneben verläuft. Die Vegetation ändert sich schlagartig, fast von einem Schritt zum nächsten: Sind wir bisher fast ausschließlich durch den Wald gegangen (zu Beginn Nadelwald, später Mischwald), ist es jetzt alpin. Alpenrosen (Almrausch) am Weg und der Blick wird durch die felsigen Wände der Gailtaler Alpen begrenzt.

Jetzt im Bachbett durch den Reißgraben. Foto: Martin Heppner
Jetzt im Bachbett durch den Reißgraben. Foto: Martin Heppner
Blick auf den Reißkofel (2.371m). Foto: Martin Heppner
Blick auf den Reißkofel (2.371m). Foto: Martin Heppner

Knapp unter der Hütte ist eine Wegkreuzung. Hierher werde ich später absteigen. Diese Stelle ist die einzige am Weg, wo ich mir nicht sicher bin, wie der Weg verläuft. Meinem Gefühl nach, ist der Weg weiter am Bachbett entlang verlaufen, aber wahrscheinlich weggeschwemmt worden. Daher wurde der Weg neu angelegt und man geht nach rechts weg und bergauf, von der Hütte weg. Oben erreicht man wieder eine Schotterstraße, die uns dann zur Hütte führt.

Eigentlich geht man dort ein Z nach: Man kommt von unten, geht in einer Kehre nach rechts hinauf und zweigt oben wieder scharf nach links auf die Straße zurück.

Vom Bahnhof Berg bis zur Hütte gehe ich in moderatem Tempo exakt 3 Stunden.

E.T.-Compton-Hütte

Bei der Hütte raste ich eine Stunde, esse eine Brettljause und unterhalte mich mit der Wirtin. Sie ist ganz neu auf der Comptonhütte und erst seit Anfang Juni hier. Ich befrage sie über die verschiedenen Optionen des Abstiegs, weil ich nicht wieder über die Schotter- und Asphaltstraßen absteigen will. Sie sagt, dass es ihrer Einschätzung nach in dieser Gegend keine Wanderwege, sondern Radwege, gäbe. Das deckt sich mit meiner eigenen Beobachtung, dass alle Einheimischen, die ich dort oben getroffen habe mit Mountainbikes auf dem Weg von Weißbriach heraufgefahren sind, bzw. mit dem Motorrad Asphalt und Schotter abgekürzt hat. Die Touristen und ich sind zu Fuß.

In mir festigen sich verschiedene Ideen, die ich in Ansätzen schon im Aufstieg hatte:

  • Ich gehe nicht mehr zurück. Das denke ich mir auf einer Wanderung öfter, bisher habe ich es noch nie konsequent durchgezogen. In diesem Fall meine ich aber den Aufstiegsweg. Will wirklich nicht – von der Distanz her – mehr als die Hälfte auf Schotter und Asphalt gehen.
  • Während ich auf das Essen warte, schau ich mir die Karte am Handy an (ich liebe die Mapy App mit der Opentopomap). Dort sehe ich, dass es an der verwirrenden Abzweigung unterhalb der Hütte, einen Weg gibt, der nicht mehr viel begangen zu sein scheint. Wichtiger noch: Es sind mehr Waldpfade. Im Nachhinein messe ich aus: 8 Kilometer Pfade und Forstwege, sowie 2 Kilometer Straße.
  • Wenn die E.T.-Comptonhütte das Wander-Tagesziel ist, dann also jedenfalls als Überschreitung und nicht hinauf und hinunter am selben Weg. Macht für Öffi-Wanderer ja auch keinen Sinn.
  • Sonst kann ich mir die E.T.-Comptonhütte als Tagesziel mit dem Mountainbike gut vorstellen. Laut Wirtin ist die Auffahrt nur von Weißbriach aus gestattet.
  • Ist der Reißkofel das Ziel, kann man natürlich mit dem Fahrrad herauffahren um dann zu Fuß weiterzugehen.
  • Mit der Familie ist man eher zu Fuß unterwegs. Dann bietet sich für mich die Übernachtung in der Hütte an. Alle, die hinaufklettern wollen, können das in der kühlen Morgenluft. Wenn sie wieder herunten sind, essen alle zu Mittag und steigen dann gemeinsam wieder ab.

Abstieg Richtung Bruggen nach Greifenstein (primär Weg 235)

Grob zusammengefasst kann man sagen, dass ich entlang des Weges 235 absteige, den ich immer verlasse, wenn es eine weniger befestigte Wegalternative gibt.

Das beginnt gleich zu Beginn: Man kann der Straße von der Comptonhütte nach Osten folgen – das wäre der offizielle Weg 235. Ich wähle aber den Abstieg durch das Bachbett, bis zu der vorher erwähnten Kreuzung. Hier zweigt ein Weg nach rechts ab. Man muss das kurze Stück am rutschig-sandigen Ufer hinaufklettern. Oben findet sich ein deutlich sichtbarer Wiesenweg, der zuerst flach dahin geht, um dann bergab Richtung Eggeralm zu führen.

Abstieg Reißgraben und undeutliche Abzweigung nach rechts. Foto: Martin Heppner
Abstieg Reißgraben und undeutliche Abzweigung nach rechts. Foto: Martin Heppner
Abstieg auf einem verwachsenen Forstweg Richtung Eggeralm. Foto: Martin Heppner
Abstieg auf einem verwachsenen Forstweg Richtung Eggeralm. Foto: Martin Heppner

Auf der Wiese westlich der Eggeralm treffe ich wieder auf den offiziellen 235er und auf Murmeltiere. Ich fühle mich in meiner Wegwahl schon bestätigt. Für Kinder ist hier jedenfalls ein schöner Platz um kurz zu rasten und Murmeltiere zu beobachten.

Auf der Eggeralm leben Murmeltiere. Foto: Martin Heppner
Auf der Eggeralm leben Murmeltiere. Foto: Martin Heppner

Auch der Abstieg ist durchgängig gut markiert und ausgeschildert. Es wechseln sich Wege mit Forststraßen ab.

Generell bin ich sehr erstaunt wie viele Forststraßen und Schotterstraßen es in der Gegend gibt. Das Gute daran ist: Es gibt viele Optionen, aus denen man wählen kann. Alle sind gut markiert – ausgenommen der erste Teil nach dem Bachbett, den ich ja absichtlich gewählt habe, um die Schotterstraße zu vermeiden.

Abstieg mit Ausblick. Foto: Martin Heppner
Abstieg mit Ausblick. Foto: Martin Heppner

Auf einer großen Wiese östlich von Egg, führt mich der Weg an einer verlassenen Villa vorbei, bis ich in der Ortschaft Eben wieder die Asphaltstraße erreiche. Hier müssen wir durch das Sägewerk durchgehen, bevor wir nach Bruggen hinuntergehen.

Verfallene Villa nahe Egg. Foto: Martin Heppner
Verfallene Villa nahe Egg. Foto: Martin Heppner

Mir kommt dieser Weg viel abwechslungsreicher vor, als der Aufstieg. Ich denke auch kurz darüber nach den Weg umzudrehen und von Greifenburg zu starten und nach Berg hinunter zu gehen. Das erscheint mir nicht besser zu sein, weil ich den Aufstieg im Reißgraben sehr schön gefunden habe und ich im Abstieg meinen Füßen lieber weniger Asphalt zumuten möchte. Insofern bin ich mit meiner Wahl sehr zufrieden.

Heimfahrt vom Bahnhof Greifenburg-Weissensee

Nach 7 Stunden (6 h Gehzeit + 1 h Pause) erreiche ich den Bahnhof Greifenburg.

Die S1 fährt stündlich um 37 von Greifenburg Richtung Villach. Der letzte Zug fährt um 20:37. Das lässt viel Spielraum für Pausen und bietet für schnelle und langsame Wanderinnen und Wanderer genügend Rückfahrmöglichkeiten.

Bahnhof Greifenburg-Weissensee mit Blick zurück auf die große Wiese bei Egg und Spitzkofel (2.233m) im Hintergrund. Foto: Martin Heppner
Bahnhof Greifenburg-Weissensee mit Blick zurück auf die große Wiese bei Egg und Spitzkofel (2.233m) im Hintergrund. Foto: Martin Heppner

Fazit

Auch wenn ich in meiner bisherigen Beschreibung recht kritisch gegenüber der Routenwahl (rauf und runter selbe Strecke) war, muss ich eines festhalten: Der Schritt der Kärnten Werbung mit ihren „Rail & Trail“ Wanderempfehlungen ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Man muss nicht direkt zur Hütte gebracht werden – eine Zweitagestour auf den Reißkofel mit Übernachtung auf der Comptonhütte ist eine schöne Tour. Für mich hätte die Kärnten Werbung etwas mutiger sein können und die Wanderung gleich mit einem anderen Abstieg ausschreiben und die Zweitagesvariante stärker betonen können.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:00 Std Wandern   1.000 HM   1.000 HM   19 km   GPX Track

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert