Schöberlsuppe mit Gesäuseblick: ein klassischer Bahnwandertag am Dürrenschöberl

Traumpanorama am Gipfel. Foto: Sarah Pallauf

Schon seit langem hat mich eine Tour von Peter Backé aus seinem sehr lesenswerten Wanderbuch „Mit Bahn und Bus zum Berg: Österreich. Die 75 schönsten Wandertouren“ angelacht, die er als „klassischen Bahnwanderweg“ beschreibt. Außerdem ist der Name des Berges einfach witzig: Dürrenschöberl. Bisher kannte ich ja nur die Suppe (und die fühlt sich eigentlich auch schon nach Retro-Essen an). Nun lerne ich den Berg dazu kennen!

Die BzBler:innen sind überall…

… und auch überall durch ihre coolen BzB-Merinoshirts zu erkennen. Denn als ich im Zug Richtung Selzthal aufs WC gehe, winkt mir beim Zurückgehen schon jemand zu: „Hallo, Sarah!“ Ein BzBler, auch sehr aktiv, der auf dem Weg nach Johnsbach ist. Außerdem arbeitet er bei den ÖBB und wollte sich diesen – extra eingeschobenen – Zug ansehen. Sein Fazit: „Der Zug wird recht gut angenommen!“

Während H. also in Selzthal aussteigt und auf seinen Anschlusszug wartet, trabe ich schon los. Ich kenne Selzthal noch aus Kindheitstagen. Wobei, „kennen“ ist ein bisschen übertrieben. Ich war zumindest schon öfters auf diesem Bahnhof, als ich zwischen meiner Schwester in Graz und meinem alten Zuhause in Steyr hin- und hergefahren bin. Den Bahnhof habe ich in jedem Fall lebendiger in Erinnerung, er wirkt nun auf mich nicht nur aus der Zeit gefallen, sondern leider auch ein wenig trostlos und leer.

Selzthal anno dazumal. Foto: Sarah Pallauf
Selzthal anno dazumal. Foto: Sarah Pallauf

Diese Leere setzt sich im Ort fort. Als ich durchs Zentrum komme und am Gasthof vorbeigehe, steht auch dort „GESCHLOSSEN“. Sterbendes Selzthal, so wirkt es ein wenig.

Nur eine halbe Nachahmerei

Der Start der Wanderung ist aber – Leere hin oder her – sehr schön. Traumhafte Kulisse gleich vom Bahnhof aus, ein nettes Kirchlein am Weg.

Raus aus Selzthal. Foto: Sarah Pallauf
Raus aus Selzthal. Foto: Sarah Pallauf

Es gibt bereits mehrere Wegweiser in Richtung Dürrenschöberl, ich mag es aber Peter nicht komplett nachmachen, also bleibe ich auf meinem unmarkierten Weg, den ich mir fest in den Kopf gesetzt habe. Ein bisschen später werde ich das mehrmals bereuen.

Die Kulisse von Selzthal und den Bergen hinter mir lassend tauche ich in den Wald ein.

Von toller Kulisse begleitet. Foto: Sarah Pallauf
Von toller Kulisse begleitet. Foto: Sarah Pallauf

Es geht jetzt einfach stetig bergauf und ich merke, dass meine Kondition noch nicht in Höchstform ist. Vielleicht hätte ich mir zum „Eingehen“ doch nicht gleich 1.200 Höhenmeter aussuchen sollen. Nun aber bin ich unterwegs und lasse mich nicht unterkriegen. Der Weg ist auch äußerst schön, die Waldzeit tut wie immer gut. Begegnen tut mir kaum jemand.

Grün, grün, Waldbaden. Foto: Sarah Pallauf
Grün, grün, Waldbaden. Foto: Sarah Pallauf

Wenn die Forststraße dann doch ein bisschen froh macht

Die Schattenseite des einsamen Waldwegs ist, dass er auch nicht immer ganz einfach zu finden ist. In der AV aktiv – App noch als Pfad eingezeichnet, stellt er sich in der Realität doch sehr verwachsen heraus. Ich muss so manche Hindernisse überwinden (vor allem umgestürzte Bäume) und wate zweimal durch Bäche, die ihren Lauf verändert haben. Als ich den Weg einmal ganz verliere, bin ich also gar nicht so unglücklich darüber, sondern folge etwas erleichtert für zwei Kehren der Forststraße. Die ist zwar weniger schön, aber ein bisschen gemütlicher und weniger steil zu gehen.

Bisschen Forststraße ist eh auch voll okay. Foto: Sarah Pallauf
Bisschen Forststraße ist eh auch voll okay. Foto: Sarah Pallauf

Hand aufs Herz: Die Belohnung wartet am Gipfel!

Hand aufs Herz: Bis zu diesem Moment finde ich den Weg zwar nett, kann Peters Begeisterung aber noch nicht so ganz nachvollziehen. Das liegt vor allem auch daran, dass ich einfach wenig Ausblicke auf diese traumhafte Gegend habe. Kleiner Spoiler: Das wird sich noch ändern!

Kurz nach der 1.300-Meter-Höhenlinie treffe ich doch auf eine Wandererin, mit der ich zu plaudern beginne und mich äußerst gut verstehe. Sie ist sehr überrascht von meiner Wegplanung und meint, dass diesen Pfad eigentlich kaum jemand kennen und gehen würde. Jetzt weiß ich also auch, warum er so verwachsen ist. 😀

Tiefgrüne Moorlandschaft. Foto: Sarah Pallauf
Tiefgrüne Moorlandschaft. Foto: Sarah Pallauf

Auf den letzten 300 Höhenmetern habe ich dann auch endlich Ausblicke auf die Bergkulisse rund um mich. Diese entschädigen mich für die Wegsucherei und alle Hindernisse – das Panorama ist nämlich schlichtweg ein Traum!

Über den Bergmessteig erreiche ich schließlich den Gipfel des Dürrenschöberl (1.737 Meter). Ein kurzer Schreckmoment ist der Wegweiser mit „3 Stunden“. Glücklicherweise hat ihn jemand auf „3/4 Stunden“ ausgebessert. Und dieser Jemand hatte recht, ich bin nämlich kurz darauf oben.

Drei Stunden – oder doch dreiviertel? Foto: Sarah Pallauf
Drei Stunden – oder doch dreiviertel? Foto: Sarah Pallauf

Und es stimmt: Der Berg selbst mag etwas unspektakulär sein, die Ausblicke von seinem Gipfel sind aber großartig und sehr lohnenswert. Bosruck, Rote Wand und Großer Pyhrgas auf der einen Seite, der Grimming auf der anderen. Und dann noch ganz viele, die ich nicht kenne, aber das macht ja nichts. „Der perfekte Gesäuseblick“, schwärmen eigentlich alle Tourenberichte, die ich jetzt im Nachhinein studiere. Und sie haben recht! Ich schmause Datteln und freue mich, dort oben zu sein.

Traumpanorama am Gipfel. Foto: Sarah Pallauf
Traumpanorama am Gipfel. Foto: Sarah Pallauf

Aus diesem Grund verweile ich auch gleich länger „oben“ und unterhalte mich weiter mit der gerade neu kennengelernten Wanderskollegin. Kurz bin ich in Versuchung – #bahnzumbergseidank! – nach Admont abzusteigen, aber das ist mir dann doch zu weit.

So bleibe ich beim Ursprungsplan und komme somit auch auf Peters Wegplanung aus dem Buch zurück: Es geht an der Südseite des Dürrenschöberl hinunter nach Stadt Rottenmann. Der Weg ist wieder durchgehend im Wald, gut beschrieben und verläuft ohne weitere Abenteuer. Ich zehre noch von meinem Gipfelglück.

Es geht hinab. Foto: Sarah Pallauf
Es geht hinab. Foto: Sarah Pallauf

Ein letzter Schwenker über Stadt Rottenmann

Da leuchtet mir mein Ziel schon entgegen. Foto: Sarah Pallauf
Da leuchtet mir mein Ziel schon entgegen. Foto: Sarah Pallauf

In Stadt Rottenmann verpasse ich leider den direkten Weg zum Bahnhof (bzw. mag ich eigentlich eh noch ein paar Kilometer sammeln). Wenn man diesen nicht nimmt, ist man gezwungen, einen doch recht langen Umweg an der Bahn entlang zu machen, bevor man diese überqueren und durchs Ortszentrum zum Bahnhof zurückgehen kann.

Stadt Rottenmann. Foto: Sarah Pallauf
Stadt Rottenmann. Foto: Sarah Pallauf

Bereuen tu ich das aber dennoch nicht, das Zentrum ist nämlich sehr nett und von einer Vielzahl Cafés gesäumt.

Da bin ich wieder! Foto: Sarah Pallauf
Da bin ich wieder! Foto: Sarah Pallauf

Fazit

Wie schon gesagt: Im Aufstieg vielleicht nicht ganz arg spannend, aber durch das Panorama vom Gipfel eine wirklich sehr lohnenswerte Bahnwanderung. Nächstes Mal würde ich vielleicht doch Peters Spuren folgen und den markierten Weg auf den Gipfel nehmen und dafür die Wanderung hinunter nach Admont verlängern. Möglichkeiten gibt es ganz in #bahnzumberg-Manier viele!

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   6:30 Std Wandern   1.100 HM   1.100 HM   15 km   GPX Track

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