Wetterhorn-Überschreitung von der Glecksteinhütte zur Dossenhütte

Foto: Vanessa Riegler

Überschreitung des Wetterhorns von Grindelwald über die Glecksteinhütte und das Willsgrätli auf den 3.692 Meter hohen Gipfel, dann über den Wellhornsattel und den Rosenlauigletscher zur Dossenhütte und zur Gletscherschlucht Rosenlaui. Das Willsgrätli bietet ansprechende Kletterei im Aufstieg und der Gletscher angenehmes Abstiegsgelände. Die zwei Hütten und die beeindruckende Szenerie des Berner Oberlandes machen diese Hochtour zu einem umfangreichen Gesamterlebnis. Die Anreise funktioniert natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, diesmal sogar ausschließlich, da die Straße für den Individualverkehr gesperrt ist.

Achtung: Für diese Tour ist einiges an Erfahrung notwendig! Wenn man nicht mit alpinen Sicherungstechniken, Spaltenbergung und Hochtourenplanung vertraut ist, sollte man diese Tour nur mit Bergführer durchführen.

Steckbrief

Abzw. Gleckstein – Glecksteinhütte+850 hm4,5 km3 Std.
Glecksteinhütte – Willsgrätli – Wetterhorn – Wellhornsattel – Dossensattel – Dossenhütte+ 1.600/-1.400 hm9,5 km10 Std.
Dossenhütte – Gletscherschlucht Rosenlaui-1.300 hm5 km3 Std.

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Den Bus auf die Große Scheidegg erreicht man entweder in Grindelwald oder Meiringen (mit Umstieg bei der Schwarzwaldalp). Die passende Anreiseroute wählt man am Besten abhängig vom Wohnort, oder man fährt der Tourrichtung entsprechend über Grindelwald hin und über Meiringen zurück.

In Grindelwald lohnt es sich, etwas Aufenthaltszeit einzuplanen und nicht direkt in den Bus umzusteigen. Beim Spazieren durch das Bergdorf kann man das gewaltige Panorama auf Eiger Nordwand und Wetterhorn bereits von unten genießen.

Umstieg in Grindelwald, das Wetterhorn ragt prominent in den Himmel. Fotos: Simon Widy

Der Bus auf die Große Scheidegg ist kostenpflichtig, die Fahrt von Grindelwald bis zur Haltestelle „Abzw. Gleckstein“ kostet etwa 20 Franken (Vollpreis), mit Halbtax- oder Generalabonnement bekommt man 50% Ermäßigung.

Aufstieg zur Glecksteinhütte

Bei der Bushaltestelle erkennt man bereits ein großes Schild, welches den Weg zur Glecksteinhütte weist.

Start bei der Haltestelle Abzw. Gleckstein. Foto: Simon Widy
Start bei der Haltestelle Abzw. Gleckstein. Foto: Simon Widy

Schon bald erreichen wir steiles und felsiges Gelände, der Weg ist aber immer schön breit und gut zu gehen (T3). Im Aufstieg passiert man die Ruine der Bergstation des „Wetterhorn-Aufzugs„. Bei dessen Eröffnung 1908 war er die erste öffentliche Luftseilbahn der Schweiz. Der Betrieb lief allerdings nur bis zum Start des ersten Weltkriegs im Jahr 1914. In beeindruckendem Gelände gehen wir weiter taleinwärts bis zur Glecksteinhütte. Ein zu durchquerender Wasserfall bringt dabei unfreiwillige Erfrischung.

Zustieg zur Hütte mit gratis Dusche. Fotos: Vanessa Riegler

Die Hütte ist an diesem Freitag Anfang Juli gut besucht, aber nicht überfüllt. An der deponierten Ausrüstung erkennen wir schnell, dass wir nicht die einzigen mit Ziel Wetterhorn sind. Die meisten sind mit Bergführer unterwegs. Für Wetterhorn-Aspiranten gibt es bereits um 3:00 Uhr Frühstück, wir beziehen deshalb schon bald nach dem Abendessen unser Lager und genießen ein paar Stunden mehr oder weniger erholsamen Schlaf.

Angekommen bei der Glecksteinhütte, das Schreckhorn wird von der Nachmittagssonne beleuchtet. Fotos: Simon Widy

Über das Willsgrätli aufs Wetterhorn

Noch im Dunkeln starten wir nach dem Frühstück auf dem blau-weiß markierten Wanderweg Richtung Chrinnenhorn. Auf etwa 2.600 Metern verlassen wir den Wanderweg nach rechts und folgen nun weißen Markierungen bis zum Chrinnengletscher. Der Gletscher ist zwar nicht mehr sehr groß, hat aber vor allem im steileren Teil große Spalten, die umgangen werden müssen.

Frühmorgens am Chrinnengletscher, Lauteraarhorn und Schreckhorn werden bereits beleuchtet. Fotos: Simon Widy

Nach dem Gletscher erreichen wir einen Blockgrat, wobei der Fels anfangs noch relativ fest ist. Je höher wir steigen, desto brüchiger wird das Gelände allerdings. Auf etwa 3.200 Metern quert man einen brüchigen, steilen Schrofenhang bis zum eigentlichen Willsgrätli. Wir waren vermutlich etwas zu hoch (3.250 Meter), die Querung im losen Gestein war für uns unangenehm. Etwas unterhalb sollte es laut Bergführern besser gehen, dennoch ist Vorsicht und Konzentration gefordert.

Anfangs viel Gehgelände und eine unangenehme Schrofenquerung. Fotos: Simon Widy

Das Willsgrätli ist klettertechnisch definitiv das Highlight der Tour. Der Fels ist kompakt, ausgesetzt und steil. Die Kletterei verläuft meist im II. – III. Schwierigkeitsgrad. Alpine Sicherungstechniken bieten sich aufgrund der Gratstruktur an, Haken gibt es nur vereinzelt. Wenn man sich im ausgesetzten IIIer-Gelände wohl- und sicher fühlt, ist eine seilfreie Begehung möglich.

Genusskletterei am Willsgrätli. Fotos: Simon Widy

Das Willsgrätli endet am Wettersattel. Der finale Anstieg auf den 200 Meter hohen Gipfelaufbau wirkt steil, stellt sich aber als vergleichsweise einfach heraus. Meist bewegt man sich in Gehgelände, einige leichte Kletterstellen (I-II) sind keine große Herausforderung. Aufpassen muss man trotzdem, denn Ausrutschen wäre hier fatal, der Fels ist nicht immer ganz fest und stellenweise liegen lose Steine auf Platten. Sicherungsstangen weisen nicht nur den Weg, sondern können auch zum Sichern verwendet werden… dafür sind sie ja da ;).

Gipfelanstieg. Fotos: Simon Widy

Am Gipfel eröffnen sich beeindruckende Tiefblicke nach Grindelwald und ein Panoramablick auf u.a. Eiger, Mönch, Fiescherhorn, Schreckhorn und Lauteraarhorn. Nach einer Rast bei perfekten Bedingungen steigen wir zum Wettersattel ab.

Gipfelpanorama, markant erkennt man die Spitze des Eigers hoch über Grindelwald. Foto: Vanessa Riegler
Gipfelpanorama, markant erkennt man die Spitze des Eigers hoch über Grindelwald. Foto: Vanessa Riegler

Überschreitung zur Dossenhütte

Am Wettersattel steigen wir aber nicht, wie die meisten, wieder über das Willsgrätli zur Glecksteinhütte, sondern zur Dossenhütte ab. Dafür packen wir die Gletscherausrüstung aus, seilen uns an und gehen auf dem relativ flachen Schwarzwaldgletscher bis zum Wellhornsattel.

Am Schwarzwaldgletscher Richtung Wellhornsattel. Foto: Simon Widy
Am Schwarzwaldgletscher Richtung Wellhornsattel. Foto: Simon Widy

Am Wellhornsattel kommen wir auf den Rosenlauigletscher. Wir steigen in das Gletscherbecken ab (Spalten!), überqueren dieses und steigen auf der anderen Seite Richtung Dossen auf.

Bergab, flach und wieder aufwärts: Durch das Becken des Rosenlauigletschers. Fotos: Simon Widy

Auf knapp über 3.000 Metern unterhalb des Dossen verlassen wir den Gletscher. Der Klimawandel zeigt hier seine akuten Auswirkungen, der Übergang in den Fels ist steil und nicht ungefährlich. Ein installiertes Fixseil dient als Unterstützung, die Überwindung der Randkluft ist dennoch heikel.

Übergang vom Gletscher auf den Fels mithilfe eines Fixseils. Fotos: Simon Widy

Steinmänner leiten uns den weiteren Weg durch Schrofengelände bis in den Tossensattel. Die Ostseite des Tossensattel ist weniger steil und wir können über Schneefelder gemütlich und knieschonend bis zur auf 2.663 Metern liegenden Hütte absteigen bzw. -fahren. Alternativ (wenn die Schneefelder geschmolzen sind) gelangt man über den Dossengrat (bis II) zur Hütte.

In felsigem Gelände gelangt man zum Dossensattel, auf dessen Ostseite fahren wir auf Altschneefeldern bis zur Hütte ab. Fotos: Simon Widy

Abstieg zur Rosenlauischlucht

Nach einer ausgiebigen Rast oder einer etwaigen Übernachtung auf der Dossenhütte steigt man die restlichen 1.300 Höhenmeter zur Rosenlauischlucht ab. Der Weg ist steil und teilweise ausgesetzt und erfordert abermals Konzentration. Brenzlige Stellen sind durch vorhandene Stahlseile aber etwas entschärft.

Abstieg von der Dossenhütte mit Blick auf die beeindruckende Zunge des Rosenlauigletschers. Fotos: Simon Widy

Wir beobachten eine Seilschaft, die den direkten Abstieg vom Rosenlauigletscher versucht und sich ihren Weg durch die Schneefelder auf dessen Ostseite bahnt. Als wir sie im Tal treffen, berichten sie, dass es bei diesen Bedingungen bis auf zwei Blankeispassagen gut machbar war. Der Weg über den Tossensattel und die Dossenhütte ist vermutlich der bessere und wird auch in diversen Tourenportalen empfohlen. Vor allem bei dieser Tour, wo man den unteren Teil des Rosenlauigletschers nicht am Vortag erkunden kann, würde ich vom direkten Abstieg abraten.

Der Abstieg erfordert nach einem langen, kräftezehrenden Tag (13 Stunden Gehzeit) unsere letzten Kraftreserven. Geschafft, aber zufrieden erreichen wir die Gletscherschlucht Rosenlaui. Wasser, das in einem Wasserfall vom Gletscher hinunterstürzt, bahnt sich seinen Weg durch die Felsen und gräbt eine tiefe Schlucht.

Die Rosenlauischlucht ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Fotos: Simon Widy

Wenige Minuten später erreichen wir die Bushaltestelle Rosenlaui Gletscherschlucht. Hier kann man entweder nach Meiringen, oder über die Große Scheidegg zurück nach Grindelwald fahren.

Fazit

Die Überschreitung des Wetterhorns war ein außergewöhnliches Gesamterlebnis, dessen Eindrücke noch lange in Erinnerung bleiben werden. Die Kletterei im Aufstieg und der Gletscher im Abstieg sind die perfekte Kombination für eine Öffi-Hochtour. Zwei Hütten am Weg lassen je nach Gehtempo flexible Planung und Varianten zu.

Kommentar zum Track: Verhältnisse in hochalpinen Regionen ändern sich laufend, die Routenwahl muss demnach angepasst werden. Der hier gezeigte Track von Anfang Juli 2025 kann beim Planen behilflich sein, man darf ihm aber nicht blind folgen. Informationen zu aktuellen Verhältnissen findet man z.B. auf den Webseiten der Hütten.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Hochtour   2.450 HM   2.700 HM   20 km   GPX Track

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