Die Schärtenspitze im Hochkaltermassiv ist eine meiner Lieblingstouren und war (anno dazumal) mein erster 2.000er. Der Gipfel ist immer gut besucht und von der Blaueishütte aus schnell zu erreichen.
Verbindungen mit Bahn und Bus von Linz
Wir empfehlen von Linz diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:
Heute starte ich vom Bahnhof Berchtesgaden aus mit dem Bus um 7:33 Uhr. Der Wetterbericht meldet über 30 Grad, daher nehme ich den ersten Bus, der in Richtung Ramsau fährt. Um kurz vor 8 Uhr komme ich an der Bushaltestelle “Holzlagerplatz Blaueis” an. Ich überquere die Straße und folge der breiten Forststraße in Richtung “Schärtenspitze”.
Die Tour ist immer wieder sehr steil, was sich gleich auf den ersten Metern bemerkbar macht. Quasi um eine Baseline zu setzen.
Nach gut 100 Höhenmeter weist ein Schild nach links auf einen schmalen Forstweg. Der Weg zur Schärtenalm und Blaueishütte ist blau gekennzeichnet und somit ein einfacher Weg. Die übrigen Ziele mit Steinberg, Schärtenspitze und Hochkalter sind nur über alpine, ausgesetzte Steige zu erreichen, also schwarz gekennzeichnet.
Ich folge dem steilen Forstweg und passiere nach 500 Höhenmetern die Schärtenalm, eine meiner Lieblingsalmen. Annemie ist für ihre hervorragenden Kuchen und ihren noch besseren Kaiserschmarrn bekannt. Vorerst lasse ich die Schärtenalm aber rechts liegen und werde erst beim Abstieg einkehren.
Hier geht es los: die ersten Höhenmeter werden auf einem sehr breiten Forstweg überwunden. Fotos: Maresa Brandner
Hier zweigt der Weg nach links ab. Fotos: Maresa Brandner
Der Ausblick kann sich sehen lassen. Fotos: Maresa Brandner
(Sehr) steil geht es die ersten 550 Höhenmeter bergauf. Fotos: Maresa Brandner
Die Schärtenalm mit Blick auf die Reiteralpe. Eine Einkehr wird wärmstens empfohlen! Foto: Maresa Brandner
Nach der Schärtenalm gibt es eine kleine Pause für Beine und Ausdauer, denn der Weg wird vorerst deutlich flacher. Nach einer scharfen Linkskurve kommt die gewaltige Felsarena des Hochkalters in den Blick. Der heutige Gipfel kommt linkerhand ins Bild, ist aber noch von den Bäumen etwas verdeckt.
Der Weg wird kurzzeitig etwas flacher, bis die Felsarena des Hochkalters in den Blick kommt. Fotos: Maresa Brandner
Kurz darauf erreiche ich den Pfad, der über 280 Höhenmeter hinauf zur Blaueishütte führt. Vorbei an eindrucksvollen Felswänden schlängelt sich der Weg steil (aber nicht mehr so steil) über eine Vielzahl an Stufen hinauf, bis ich vor der Blaueishütte stehe. Auch hier ist eine Rast zu empfehlen, die Blaueishütte ist berühmt für ihre mächtigen Kuchenstücke. Frei nach dem Motto, Kuchen unter 300 Gramm sind Kekse.
Die letzten 300 Höhenmeter zur Blaueishütte werden über viele Stufen entlang imposanter Felswände erklommen. Fotos: Maresa Brandner
Zwischenziel: Die Blaueishütte. Im Hintergrund sieht man die kümmerlichen Reste des Blaueisgletschers, der, dank der Klimakrise, kaum mehr als ein Altschneefeld ist. Foto: Maresa Brandner
Ich fülle am Brunnen meine Wasserflasche auf und mache mich auf den Weiterweg. Es wird beständig wärmer. Der Weg bisher war schattig und kühl, ab jetzt gibt es aber keine Bäume mehr, die vor der Sonne schützen könnten.
Der Weg weist mich über große Felsblöcke in Richtung Blaueisgletscher oder besser, das kümmerliche Altschneefeld, das die Klimakrise übrig gelassen hat.
Zur Schärtenspitze geht es leicht links haltend den Wegweisern nach über Schotterfelder. Auch die rot-weißen Bodenmarkierungen sind immer gut zu erkennen. Nach etwa 100 Höhenmeter stehe ich vor einer markanten Felsrinne und sehe mehrere Personen im Auf- und Abstieg. Neben dem Normalweg, auf dem ich mich befinde, führt auch ein Steig über die Hochalm und die Eisbodenschartesowie ein paar Klettertouren zum Gipfel. Dementsprechend ist man nur selten allein hier unterwegs.
Auf dem linken Bild sieht man bereits das heutige Ziel: die Schärtenspitze ist der Zacken direkt über dem gelben Wegweiserschild. Der Gipfel rechts davon ist die Blaueisspitze. Fotos: Maresa Brandner
Rückblick in Richtung Blaueishütte. Foto: Maresa Brandner
Der Weg führt entlang der steilen Felsrinne hinauf und ist zum Teil seilversichert. Fotos: Maresa Brandner
Gleich zu Beginn der Rinne klettere ich eine kurze Stahlleiter hinauf. Auf den folgenden knapp 300 Höhenmetern sind an mehreren Stellen Stahlseile angebracht. Es wechseln steile Schrofenpassagen und Klettereien im 1. Grad ab, wobei das Schrofengelände dominiert.
Hinauf über steiles Schrofengelände. Fotos: Maresa Brandner
Kurz vor dem Gipfel eröffnet sich ein beeindruckender Tiefblick auf die darunter liegende Hochalm, eine im Winter äußerst lohnende Skitour. Vorausgesetzt es fällt Schnee unterhalb von 1.500 Metern, was letzte Saison nur selten der Fall war. Die letzte Drahtseilpassage wird überwunden und gut 20 Höhenmeter später stehe ich am Gipfel.
Tiefblick in Richtung Hochalm. Im Winter ist das eine lohnende Skitour (Schnee unter 1.500 Metern vorausgesetzt). Foto: Maresa BrandnerDie letzten 20 Höhenmeter sind wieder seilversichert. Foto: Maresa BrandnerAllein ist man hier nur bei schlechtem Wetter. Foto: Maresa Brandner
Der Blick reicht vom Göllmassiv über den Watzmann und in weiter Ferne den Hundstod hin zur Blaueisspitze, dem nächstgelegenen Gipfel. Dahinter erkennt man die Reste des Blaueisgletschers und darüber den Gipfel des Hochkalters.
Gipfelblick in Richtung Blaueisspitze und Hochkalter (links) und Watzmann (rechts). Fotos: Maresa Brandner
Geradeaus erkennt man den Hundstod, ebenfalls Teil der Berchtesgadener Alpen, aber bereits auf österreichischem Gebiet. Foto: Maresa BrandnerEin letzter Blick zurück zum Gipfelkreuz, im Hintergrund sieht man die Reiteralpe und den Hintersee. Foto: Maresa Brandner
Ich bin keine Gipfelsitzerin, also beginne ich nach einer kurzen Pause den Abstieg, der ohne Abweichungen dem Aufstiegsweg folgt. Besonders schön ist hierbei der ständige Blick in Richtung Blaueisgletscher und zu den massiven Felswänden des Hochkalters.
Allein für den Blick in Richtung Blaueisgletscher lohnt sich die Tour. Foto: Maresa Brandner
Der Abstieg ist nie so schlimm, wie man beim Aufstieg denken mag. Trotzdem ist der Weg steil und erfordert Konzentration und Trittsicherheit. Lose Steine erschweren den Abstieg, aber nach gut einer Stunde stehe ich wieder an der Blaueishütte. Die wilde Botanik kurz vor der Hütte lädt zum Verweilen ein und nach einem letzten Rundumblick mache ich mich auf den Weg in Richtung Schärtenalm.
Eine Tafel informiert über die alte Blaueishütte, die von einer Lawine zerstört wurde und den Blaueisgletscher, dessen letzte Schneereste bald verschwunden sein werden. Foto: Maresa Brandner
Auf dem Rückweg in Richtung Blaueishütte. Fotos: Maresa Brandner
Nun noch die Treppenpassage und kurz darauf komme ich bei der Schärtenalm an, wo ich endlich meinen Kaiserschmarrn bestellen kann. Während des Essens checke ich noch die nächste Busverbindung nach Hause (das Mobilfunknetz ist rudimentär vorhanden) und sehe, dass der nächste Bus in 50 Minuten abfährt.
Eingekehrt wird in die Schärtenalm für den wohlverdienten Kaiserschmarrn von Annemarie. Foto: Maresa Brandner
Ich esse fertig und mit vollem Bauch geht es im Schweinsgallop hinab in Richtung Tal. Der Bus fährt in der Regel einmal in der Stunde, aber ich will meine Familie nicht zu lange warten lassen. Nach 40 Minuten stehe ich an der Bushaltestelle und kann nach einer dreiminütigen Wartezeit in den klimatisierten Bus einsteigen.
Fazit
Auch mit Buszustieg sehr lohnende, hochalpine Tour. Wer von weiter weg anreist, ist die Übernachtung in der Blaueishütte ans Herz gelegt (rechtzeitig reservieren!). Dann lässt sich am nächsten Tag auch noch der Hochkalter mitnehmen.
Warten an der Bushaltestelle. Wie im Hintergrund zu sehen, ist die Parkplatzsituation bei schönem Wetter äußerst angespannt. Foto: Maresa Brandner
Tourdaten
Die Route in Zahlen: 7:00 Std Wandern 1.400 HM 1.400 HM 12 km GPX Track
Vision Berchtesgaden ist eine Gruppierung von Ehrenamtlichen, die im Berchtesgadener Talkessel zu Hause sind. Frustriert von der Untätigkeit der großen Politik und Unternehmen angesichts der vielfältigen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, beschlossen die vier Initiatorinnen Maresa, Louisa, Mona und Eva, selbst lokal tätig zu werden. Sie möchten einen mehr als spürbaren Handabdruck hinterlassen und die Selbstwirksamkeit ihrer Mitmenschen stärken. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige, zukunftsfähige Heimat zu schaffen - für uns und alle, die noch kommen. Wer das morgen gestalten will, muss heute daran arbeiten.