Das Wetter ist schön, aber nicht zu warm, von daher geht sich auch kurz vor der Mittagszeit noch eine Tour aus. Sehr praktisch, denn für einen frühen Aufbruch war ich heute zu faul. Als Ziel habe ich den Salzburger Hochthron erkoren, jedoch nicht über den Doppler-, sondern über den Thomas-Eder-Steig. Eine Premiere für mich.
Die Anreise gestaltet sich für mich recht kurz, nicht mal 10 Minuten fahre ich von mir daheim zur Bushaltestelle „Eishöhle“ bei Marktschellenberg. Durch die Linie 840 ist die Tour für Salzburger und Berchtesgadener perfekt angebunden.
Nach der kurzen Fahrt überquere ich die Straße und steige beim alten Wehrturm den anfangs asphaltierten Weg bergauf. Der Weg ist zu Beginn nicht allzu sonnenexponiert, was angesichts der späten Uhrzeit (11:10 Uhr) hilfreich ist.
Die ersten Meter der Tour sind asphaltiert. Fotos: Maresa Brandner
Die breite Forststraße windet sich in meist gemächlicher Steigung über 450 den Hang hinauf, bis man zu einer Flachpassage gelangt. Ab hier wird der Weg schmaler und ist mit einem Hinweisschild versehen, dass man sich ab jetzt auf einem alpinen Steig befindet.
Der Weg wird schmaler. Fotos: Maresa Brandner
Die nächsten 500 Höhenmeter sind gleichbleibend steil und führen über Wurzeln und stufigem Gelände bis zur Toni-Lenz-Hütte. Im Freien angekommen, lege ich mit Göllblick eine Pause ein. Es ist bereits nach Mittag und mein Magen knurrt. Also eine kurze Brotzeit.
15 Minuten später gehe ich weiter und bin froh, dass nur die letzten 150 Höhenmeter vor der Toni-Lenz-Hütte oberhalb der Baumgrenze liegen. Die hohen Schleierwolken tun ihr Übriges, um einen relativ kühlen Aufstieg zu garantieren.
Die steilen 300 Höhenmeter vor der Toni-Lenz-Hütte führen über einen stufigen Weg in die Sonne. Fotos: Maresa Brandner
An der Toni-Lenz-Hütte angekommen fülle ich zuerst meine Wasserflasche auf. Bis hierhin sind mir einige Wanderer entgegen gekommen. Nicht verwunderlich, da auch die Schellenberger Eishöhle über diesen Weg erreichbar ist und die Toni-Lenz-Hütte eine beliebte Halbtagestour ist. Ich blicke in Richtung der Untersberger Felswände und sehe rechterhand bereits das Gipfelkreuz des Geierecks. Der kleine Nebengipfel des Salzburger Hochthrons ist innerhalb von 10 Minuten von der Bergstation der Untersbergbahn erreichbar.
Die Toni-Lenz-Hütte am Untersberg. Links erkennt man bereits das Gipfelkreuz des Geierecks. Fotos: Maresa Brandner
Mit voller Wasserflasche gehe ich geradeaus und quere die Terrasse der Toni-Lenz-Hütte (eingekehrt wird dieses Mal woanders) in Richtung Eishöhle. Nach weiteren 100 Höhenmeter offenbart sich der traumhafte Blick auf die Berchtesgadener Bergwelt. Auch das Gipfelkreuz des Kleinen Heubergs direkt neben dem Weg ist einen Abstecher wert. Mir sind heute jedoch zu viele Wanderer unterwegs, also gehe ich geradeaus weiter und folge dem Wegweiser in Richtung Zeppezauerhaus, der mich über den in den Fels geschlagenen Thomas-Eder-Steig auf den Salzburger Hochthron führen wird.
Über einen steinigen Weg vorbei am ersten Gipfelkreuz der heutigen Tour, dem Kleinen Heuberg. Fotos: Maresa Brandner
Auch die Eishöhle kann besucht werden, doch wir gehen geradeaus auf die Südwände des Untersbergs zu. Fotos: Maresa Brandner
Flach am Wegweiser zur Eishöhle vorbei schlängelt sich der schmale Pfad unterhalb der mächtigen Felswände 500 Meter bis zum Einstieg des Thomas-Eder-Steigs. Der in den Felsen gesprengte Steig führt durch Tunnel mithilfe hölzerner, steiler Leitern über 150 Höhenmetern hinauf zur Mittagsscharte.
Den Watzmann im Blick. Fotos: Maresa Brandner
Beginn des Thomas-Eder-Steigs. Fotos: Maresa Brandner
Die letzten Meter bis zur Mittagsscharte. Fotos: Maresa Brandner
Allein der imposante Durchstieg dieser Tunnel ist Belohnung genug für diese Tour. In der Mittagsscharte angekommen, steige ich rechterhand auf. Neben dem Thomas-Eder-Steig ist dies der schwerste Teil der Tour, da der Weg stufig, felsig und schottrig 180 Höhenmeter bergauf führt.
In der Mittagsscharte. Fotos: Maresa Brandner
Ist man auf dem Hochplateau angekommen, ist das Gipfelkreuz des Salzburger Hochthrons bereits zu erkennen. Leider musste ich auf die schmerzhafte Art erfahren, wie sehr sich die letzten Meter bis zum Gipfel ziehen können. Denn auch wenn die Höhe des Gipfels fast erreicht ist, muss nochmal etwa ein Kilometer stetig bergauf und bergab überwunden werden, bis man endlich am Gipfel steht. Zu meiner Verstimmung haben auch die beiden Blasen an meinen Füßen beigetragen, die ich mir ein paar Tage zuvor bei einer Bergtour ins Watzmannkar zugezogen habe. Leider waren diese noch nicht verheilt, weshalb sie mich die letzten 8 Kilometer konstant an ihre Existenz erinnert haben.
Am Gipfel wird traditionell eine Pause eingelegt und die Aussicht genossen, in bester Gesellschaft der Bahnnutzer. Während ich noch überlege, durchzubeissen und den Schmerz an den kleinen Zehen zu ignorieren, packe ich meine Sachen und gehe weiter in Richtung Bergstation. Der Weg bis dahin ist recht unspektakulär, einfach und nicht zu verfehlen.
Eingekehrt bin ich noch nicht. Auf meine alten Tage weiß ich den Genuss eines guten Stück Kuchens und einer Tasse Kaffee im Rahmen einer Bergtour mehr und mehr zu schätzen. Deshalb zweige ich kurz vor der Bergstation nach links ab und steige 100 Höhenmeter zum Zeppezauerhaus ab. Der Kuchen ist köstlich, die Holunderschorle erfrischend und noch bin ich unsicher, ob ich mir die Qualen des Abstiegs über den Reitsteig nicht doch antun soll. Ein Blick auf die Uhr überzeugt mich vom Gegenteil, lieber will ich möglichst schnell nach Hause zu Mann und Kindern. Also die letzten 100 Höhenmeter wieder retour zur Bergstation.
Wer lieber zu Fuß absteigen möchte, wählt am besten den Reitsteig, der hinter der Zeppezauerhütte startet. Die gelben Schilder weisen den Weg.
Erst noch ein Abstecher auf Kaffee und Kuchen im Zeppezauerhaus. Fotos: Maresa Brandner
Üblicherweise fährt die Untersbergbahn im Halbstundentakt. Aufgrund der hohen Auslastung ist sie jedoch alle 15 Minuten unterwegs. Der nette Mann am Schalter gewährt mir den Alpenvereinsnachlass (obwohl ich den Ausweis nicht dabei habe), und kurz darauf schwebt die Gondel mit mir darin hinunter nach Grödig.
Unten im Tal angekommen, erledige ich mich zuerst meiner Schuhe, um meine Blasen etwas zu entlasten. Die Bushaltestelle “Untersbergbahn”, die von einer Handvoll Buslinien angefahren wird, liegt direkt vor der Talstation. Leider ist die einzige Linie, die direkt von der Bundesstraße aus angefahren wird, die meine. Womit ich die erste Fahrt verpasst habe. Glücklicherweise lässt der nächste Bus nicht lange auf sich warten und 30 Minuten später bin ich auf dem Weg nach Hause.
Die Talstation mit Hinweisschildern zur direkt davor liegenden Bushaltestelle. Die Haltestelle in Richtung Berchtesgaden liegt direkt an der Hauptstraße. Fotos: Maresa Brandner
Fazit: Eine schöne, abwechslungsreiche Tour, zugeschnitten auf die Stärken einer Öffi-Tour, bei der Ausgangs- und Zielpunkt nicht deckungsgleich ist. Wer die Tour auf zwei Tage aufteilen will, dem ist eine Nacht auf der Toni-Lenz-Hütte ans Herz gelegt.