Wenn in Salzburg die Magnolien blühen und das Gelb des Löwenzahns die Wegränder und Asphalt-Ritzen ziert, ist die hohe Zeit des Schneeschuhwanderns am Untersberg gekommen. Je nach Schneelage und Bedeckung der Latschen genießt der Wanderer die Freiheit und das grenzenlose Dahinschreiten in einem wahren Eldorado. Die eigene Spur ziehen inmitten von Bauwerken aus Wind und Schnee – Schneeschuherz, was willst du mehr!
Kurz nach 8 Uhr am Montag in der Karwoche. Es ist noch ruhig in der Stadt.

Als ich in den Bus Nr. 5 (Grödig – Untersbergbahn) umsteige, sind Margit und Christian schon an Bord. Herzlich begrüßen wir einander.
Nur sieben Personen bringt die erste Gondel (8:30 Uhr) aus dem Frühling in den Winter. Oben weht stürmisch ein eisiger Wind, minus 6 Grad. Der Neuschnee des Palmsonntags wurde mit der Pistenraupe für die später zu erwartenden Touristen gezähmt.
INFO: Im April (nach Ostern) gibt es die Revision der Seilbahn; dann ist
kein Betrieb; Sportsfreunde können gegebenenfalls die Schneeschuhe von der
Buskehre Fürstenbrunn über die Skipiste bis zum Schnee tragen;

Wir legen die Schneeschuhe an, machen so gut es geht alles dicht und ziehen die ersten Spuren in das frisch präparierte Rillen-Muster zum Salzburger Hochthron. Wolken und Nebelfetzen kommen und gehen – beeindruckende Theatralik, meint Margit. Nach diesem ersten Gipfel geht es die Piste hinunter bis zur Abzweigung zum Eiskeller.

Den Eingang finde ich erst nach einigem Suchen, so viel Schnee! Beim Bestaunen dieses Wunderwerks der Schöpfung bleibt der Mund – und auch die Linse unserer Kamera – offen…
TIPP: Für die Eiskeller-Besichtigung ist eine Stirnlampe hilfreich, aber keine
Voraussetzung.

Weiter geht es in die Mittagsscharte und zum Berchtesgadener Hochthron: Wandern im Schneeschuh-Paradies. Kein Wunder, dass Christian bei jedem Schritt ein Lächeln hinterlassen.




Gegen 12:45 Uhr stehen wir unter dem Gipfelkreuz. Das Kruzifix und die Sonne ergeben ein österliches Motiv (Titelfoto). Eine Thermik-Wolke hüllt uns ein. Wenn uns jetzt Nebel die Sicht nimmt … – der Puls steigt; eine weitere Fassette der Theatralik. Doch Spaß bei Seite: natürlich tracken wir unseren Weg – für alle Fälle, wie man sagt.
Vielleicht ist es die Sonne, die sich dreht, … Bald sehen wir wieder hinüber zum Mitterberg, Schatten schwinden.

Durch die gleißend weißen Bauwerke aus Wind und Schnee

schlängelt sich unsere Spur verspielt in 40 Minuten zum dritten Gipfelkreuz dieses Tages.

Nun gilt es, endlich einen windstillen Rastplatz zu finden, der auch nicht lange auf sich warten lässt.
Sollen wir zum Hirschanger weiter und nach Großgmain, oder eher zur Klingeralm? – fragt Christian. Da ich noch einen Abendtermin habe und von Fürstenbrunn eine Busverbindung im 15-Minuten-Tackt besteht (von Großgmain im Halbstundentackt), entscheiden wir für Klingeralm.
Unberührte Weiße in warmen Sonnenlicht…

Nur kurz genießen wir den Sonnebalkon der Klingeralm.

Der Abstieg fordert nochmal unsere Schneeschuh-Technik.

Als wir dann auf circa 1000 Metern Seehöhe die hilfreichen Gerätschaften wieder am Rucksack verstauen, meint Margit begeistert: Das war heute ein richtiger Lehrgang im Schneeschuhgehen!
An der Veitlbruchkapelle/Quelle vorbei geht es auf Forstwegen zur Haltestelle „Volksschule“ in Fürstenbrunn, nicht ohne den einen oder anderen staunenden, dankbaren ja ergriffenen Blick hinauf in das Reich des Schnees, das uns heute – die Karwoche überspringend – jubeln gelehrt hat.

Die, Skiern an Gewicht weit unterlegenen, Schneeschuhe bieten sich nicht nur aus diesem Grund für die Hochfläche des Untersbergs an. Auch der Wechsel von Harsch und tiefem Schnee und das ständige Auf und Ab ist völlig problemlos.
Je weiter die Schneeschmelze fortschreitet, desto mehr empfiehlt es sich, möglichst den markierten Wegen zu folgen, um Latschen-Sackgassen zu vermeiden. Das Gefahrenpotential scheint mir mit ein wenig alpinem Spürsinn bei guter Sicht und tragender Schneedecke wahrlich überschaubar.