Von Großarl nach Gastein

Kapelle mit Blick zur Schmalzscharte, rechts die Schrottwand, links die Hänge des Laderdinger Gamskarkogels. Foto: Karl Plohovich

Der Weg führt von Großarl, Ortsteil Mandldörfl (circa 890 Meter) über die Schmalzscharte (2.159 Meter) nach Bad Hofgastein (circa 840 Meter). Ausgangspunkt und Endpunkt sind gut öffentlich erreichbar. Ich steuere meine Erlebnisse (Schneeschuhwanderung) vom Frühsommer 2021 bei.

„Wo fahren hier die Busse weg?“ – Am Bahnhof St. Johann/Pongau muss ich fragen. Es ist 7:05 Uhr (leider scheint es diese frühe Verbindung nur wochentags zu geben ☹). Am Handy die Landkarte suchen etc., wenn ortskundige Passanten da sind: Nein!

Also: Die Busstation der Linie Nummer 540 findet man, wenn man aus dem Bahnhof auf die Straße tritt und einige Schritte nach rechts geht. Ich mag es, wenn ich zur Morgenstunde ein wenig das Leben der Einheimischen mitbekomme, die offenbar täglich diesen Bus nutzen, miteinander und mit dem Fahrer plaudern. Man merkt das „andere Tempo“ hier am Land. 

Gestern habe ich mich noch schlau gemacht: „Neumayr“ heißt die Station, von der ich weggehen will. Da ich hier das erste Mal unterwegs bin, verfolge ich aufmerksam das Display und die Ansage im Bus: Noch vier Stationen…

Über den Frauenkogel nach Gastein

Pünktlich um 7:50 Uhr steige ich aus und sehe gleich die üblichen gelben Schilder, die mir den Weg weisen. Durch die Häusergruppe hindurch leitet das Weglein an einem Zaun entlang. 

Wegstück zwischen Niederaigen und Mandldörfl. Foto: Karl Plohovich
Wegstück zwischen Niederaigen und Mandldörfl. Foto: Karl Plohovich

Dann kommt man zu einer Forststraße (zur Alm dürfte man sogar mit dem Rad fahren!). „Steig-Abkürzung“ leitet mich höher und ohne viel auf der Straße gehen zu müssen, erreiche ich durch Wald eine große Wiese. 

Ins Tal hinein geht es dann auf dem Forstweg. Bald gelangt man auf Almwiesen (auf der anderen Talseite sieht man die Paulhütte) mit einer markanten Kapelle.

Die Kapelle nahe der Paulhütte. Foto: Karl Plohovich
Die Kapelle nahe der Paulhütte. Foto: Karl Plohovich

Ich gehe auf diese zu, trete durch das Gatter und drücke die Klinke der Türe in der Annahme, dass diese wohl verschlossen sein wird. Es ist ja noch nicht „Saison“. Die Tür aber springt auf und ich stehe in einem beleuchteten Raum mit großen Ikonen.

Innenraum der Kapelle. Foto: Karl Plohovich
Innenraum der Kapelle. Foto: Karl Plohovich

Nach der nächsten Alm (Mandlhütte 1.341 Meter) – im Sommer wird man hier bewirtet – endet die Straße. 

Mandlhütte. Foto: Karl Plohovich
Mandlhütte. Foto: Karl Plohovich

Ein Zugweg führt bergan. Auch dieser endet. Nun bildet ein Steiglein meinen Weiterweg. Das Gras ist noch an den Boden gedrückt; es wirkt alles etwas zerknittert: Die schützende Schneedecke hat die Sonne erst in den letzten Tagen weggezogen, wie auch die Soldanellen verraten. Zwischen 1.600 und 1.700 Metern lege ich die Schneeschuhe an. 

Schneeschuhe mit Schrottwand. Foto: Karl Plohovich
Schneeschuhe mit Schrottwand. Foto: Karl Plohovich

Es braucht – wie immer – einiges an Ausprobieren bis ich herausfinde, wo und wie ich meine Spur am besten ziehen kann, nicht zu tief einsinke und nicht abrutsche.

Nach einer kleinen Jagdhütte (so steht es in der Landkarte) schreite ich im weichen Schnee frei in ein kleines Tal.

Jagdhütte. Foto: Karl Plohovich
Jagdhütte. Foto: Karl Plohovich

Die Schrottwand hat die Sonne lange abgehalten. Nach und nach wird der Blick frei Richtung Schmalzscharte: Mächtige Wechten lassen ein „Erstürmen“ dieses Übergangs im weichen Schnee wenig ratsam erscheinen. 

Schmalzscharte. Foto: Karl Plohovich
Schmalzscharte. Foto: Karl Plohovich

Ich wende mich nach links und steige den Hang zur Schrottwand empor, wo ich einen „Durchschlupf“ erkennen kann. Hier ist der Schnee abgerutscht und die Schneeschuhe halten auf dem steilen Grasgelände gut. Schließlich erreiche ich den Grat, folge diesem und stehe auf meinem ersten Gipfel, Punkt 2.318 Meter auf der ÖK. Wie erleichtert bin ich, als ich den Weiterweg sehe; die Schneeschuhe kommen wieder auf den Rucksack.

Blick auf den Weiterweg zum Frauenkogel. Foto: Karl Plohovich
Blick auf den Weiterweg zum Frauenkogel. Foto: Karl Plohovich

Der Frauenkogel lockt und auf guten, schneefreien Steigen (die Sonne hat die abgeblasenen Südhänge schon getrocknet) erreicht ich bald das große Gipfelkreuz. 

Frauenkogel mit Blick über das Großarltal. Foto: Karl Plohovich
Frauenkogel mit Blick über das Großarltal. Foto: Karl Plohovich

Rasten, – und die vielen „alten Bekannten“ begrüßen, vom Dachstein bis zum Glockner etc.

Der Abstieg führt mich zuerst Richtung Gamskarkogel und dann wieder ein Stück mit den Schneeschuhen zur Rastötzenalm (1.740 Meter). Die Krokusse „nötigen mich“ zu einem Foto.

Krokus auf der Radötzenalm. Foto: Karl Plohovich
Krokus auf der Radötzenalm. Foto: Karl Plohovich

Bei der Hütte ist schon „high life“: Radfahrer und Wanderer stärkten sich. 

Almstraße; doch bald geht es auf markierten und (ich suche mir auch gerne diese) unmarkierten Steigen zur Annakapelle, einem beliebten Ausflugsziel von Bad Hofgastein. 

Annakapelle. Foto: Karl Plohovich
Annakapelle. Foto: Karl Plohovich

An der Außenwand ist das alte Gipfelkreuz des Scharecks angebracht. Eine Bronzetafel erzählt die Geschichte. Hans Moises, der 1949 mit der Katholischen Jugend dieses Kreuz über den Ostgrat zum Gipfel getragen hat, war ein lieber Freund von mir…

Altes Gipfelkreuz. Foto: Karl Plohovich
Altes Gipfelkreuz. Foto: Karl Plohovich

Viele Touristen sind unterwegs: der Fremdenverkehr läuft wieder an! Ein schmales Steiglein leitet mich über die Wasserfälle des Kirchbachs nach Bad Hofgastein.

Kirchbach Wasserfall. Foto: Karl Plohovich
Kirchbach Wasserfall. Foto: Karl Plohovich

Dort folge ich der Straße am Bach entlang und gelange durch das schmucke Kurstädtchen zum Busbahnhof (nahe der Schlossalmbahn-Talstation). Von hier geht es im Stundentakt (am Wochenende leider nur im Zwei-Stunden-Takt) zurück nach Salzburg.

Bad Hofgastein. Foto: Karl Plohovich
Bad Hofgastein. Foto: Karl Plohovich

Wer eine schöne Überschreitung von einem Tal in ein anderes sucht, wird hier fündig werden. Die netten Einkehrmöglichkeiten auf den Almen werden im Sommer für das sogenannte „leibliche Wohl“ bestens sorgen. Besonders die Strecke zwischen Mandlhütte und Schmalzscharte wird mit Stille und Einsamkeit punkten.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   9:00 Std Wandern   1.700 HM   1.750 HM   18 km   GPX Track

2 Kommentare

  1. Als Stadt-Salzburger freue ich mich sehr, Karl, dass du dir die Zeit nimmst, deine Touren hier so ansprechend zu beschreiben. Das ist für mich natürlich ein Glücksfall. 😉

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