Am 23. August 2022 fahre ich mit dem Rad zum Bahnhof Krumpendorf, um dort um 8:48 Uhr pünktlich mit dem Zug EC 114 Richtung Westen aufzubrechen. Da mein Wanderfreund Gerold aus Wiener Neustadt (über Salzburg!) anreist, habe ich ausreichend Zeit, um gemütlich zu frühstücken. Gerold erwartet mich kurz nach 10:00 Uhr bereits im Bahnhof Mallnitz-Obervellach, und wir besteigen den Nationalparkbus, der uns zur Talstation der Ankogelbahn bringen soll. Doch der Bus lässt sich nicht starten, und so hoffen wir, dass uns jemand mitnimmt. Die meisten Autos fahren nur bis Mallnitz, aber bald erbarmt sich ein Einheimischer und fährt uns bis zur Talstation.
Verbindungen mit Bahn und Bus von Wien
Wir empfehlen von Wien diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:Tag 1
Da wir eine anstrengende 2 Tages-Tour vor uns haben, nützen wir die Möglichkeit, mit der Ankogelbahn gleich weit hinauf zu kommen, und so beginnt nach einem Blick hinunter auf das Hannoverhaus unsere Wanderung auf 2.631 Meter.
Zuerst geht es etwas bergabwärts in einer langen Querung dahin entlang des Tauernhöhenweges 502 mit Aussicht vorerst auf Säuleck und Schneewinkelspitze. Da die Gipfel sowohl der Hochalmspitze als auch des Ankogels heute von Wolken verdeckt sind, gehen wir bei der Gabelung, die links zum Ankogel führt, geradeaus weiter.
Der Nordwind stört uns nicht sehr, da wir vorerst auf der windabgewandten Seite gehen. Schließlich geht es über einige Kehren etwas steiler bergauf, und wir erreichen die Großelendscharte (2.675 Meter).
Dann geht es bergab bis zum Fallboden (2.334 Meter).
Obwohl wir unsere Wanderung spät begonnen haben, ist noch ausreichend Zeit für einen Abstecher; entlang der Wege 538/539 kann man vorbei an den Schwarzhornseen auf die Zwischenelendscharte (2.692 Meter) gelangen. Für heute begnügen wir uns jedoch mit dem Unteren Schwarzhornsee. Tief im Tal sehen wir bereits unser Tagesziel Osnabrücker Hütte (2.022 Meter), die wir schließlich im Abstieg via Fallboden erreichen. Nach Bezug unseres Nachtquartiers ist das Abendessen aus der umfangreichen Speise- und Getränkekarte eine willkommene Stärkung.
Tag 2
Am nächsten Tag ist um 6:45 Uhr Tagwache, denn wir haben das Frühstück für 7:00 Uhr avisiert.
Abmarsch ist um 8:00 Uhr.
Zuerst geht es entlang des Kölnbreinspeichers immer leicht bergab talauswärts. Unterwegs können wir ein junges Murmeltier fotografieren.
Bei der Kleinelendbrücke biegen wir links ab ins Kleinelendtal Weg 511.
Beim Jagdhaus (1.998 Meter) gehen wir rechts weiter, und über etliche Steilstufen und zuletzt Blockhalden und Gletscherschliff erreichen wir die Kleinelendscharte (2.660 Meter), den Übergang vom Maltatal zum Kötschachtal.
Etwa 100 Meter in nordöstlicher Richtung befindet sich das Ali-Lanti-Biwak. Ali Lanti kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie anderes Land, steht also für den Übergang von Nord nach Süd und umgekehrt – ein Hinweis auf einen alten Säumerweg. Auch das Wort Elend bedeutet in der althochdeutschen Form fremdes Land oder anderes Land, was man früher mit Ali Lanti gleichsetzte. Der Name leitet sich von einem keltischen Begriff für einsames, verlassenes Land ab.
Wir treffen 2 ambitionierte Bergwanderinnen, deren Tagesziel der Keeskogel nur mühsam und weglos über Granitgneisgeröll zu erreichen ist. Auch heute ist der Gipfel des Ankogels meist von Wolken verdeckt, dafür sind die Wanderbedingungen ideal – nicht zu warm und trocken, was vor allem für die langen Passagen über Blockgelände, Geröll und wackelige Steine durchaus vorteilhaft ist.
Vor uns liegt nun ein Abstieg von fast 1.700 Höhenmetern. Es geht gleich steil bergab über einen technisch anspruchsvollen Platten- und Granitblock-Pfad. Wir halten uns eher rechts, um nicht in ein Altschneefeld zu geraten, und immer wieder müssen wir die nächste Wegmarkierung suchen.
Links vorbei an einem kleinen Bergsee geht es etwas flacher durch Blockgelände, und über eine weitere Steilstufe, die in nördlicher Richtung gequert wird – eine Stelle ist mit Eisentritten versichert –, erreichen wir das Kesslerkar.
Durch krautige Vegetation mit vereinzelten Blöcken und Schwemmsand erreichen wir das Kühkar, ein weitläufiges Moor.
Wir halten uns links, dann geht es am Vinzenz-Havel-Steig steil im Wald bergab.
Schließlich erreichen wir das Gasthaus Prossau, das schon auf der Kleinelendscharte (jetzt wissen wir warum ohne Zeitangabe) angekündigt wurde. Die saisonalen Eierschwammerl lassen wir uns schmecken.
Wir wollen den letzten Bus vom Parkplatz Grüner Baum erreichen, daher brechen wir bald wieder auf, und auf der Forststraße geht es flott dahin. Unterwegs sehen wir die Vermurungen infolge des großen Unwetters Ende Juli 2016.
Die markante Himmelwand ist Namensgeber für ein Gasthaus links des Weges.
Bald erreichen wir das Hoteldorf Grüner Baum, das jedoch seit einiger Zeit geschlossen ist. Wir sind heute insgesamt 10 Stunden unterwegs, und so sind wir froh, dass wir das letzte Teilstück mit dem Bus zurücklegen können. Mein Zug zurück nachhause geht erst knapp vor 22:00 Uhr, und so kann ich den Tag noch gemütlich in der Felsentherme Bad Gastein ausklingen lassen.
Fazit
Wir haben eine alpine Unternehmung hinter uns, die nur erfahrenen und ausdauernden Bergfreunden zu empfehlen ist und je nach Wetterverhältnissen einige heikle Stellen aufweisen kann. Vor allem sollte man diese 2-tägige Tour nicht alleine unternehmen, da man die überwiegende Zeit einsam unterwegs ist und auf dem Weg zwischen Großelendscharte und Kleinelendscharte kein Mobilfunkempfang möglich ist.