Idylle pur bei den Rotgüldenseen

Lagerfeuer bei der Hütte. Foto: Lisa Nussdorfer

Bevor sich jemand von der beschriebenen Anreise abschrecken lässt, schicke ich vorweg, dass es in den Sommerferien eine Busverbindung bis zum Start der beschriebenen Tour gibt.

Auf der Rotgüldenseehütte (1.740 Meter) im Lungau soll an einem wegen Fronleichnam verlängerten Wochenende ein Weitwanderer-Treffen stattfinden und wir folgen der Einladung aus Wien anreisend. Da es an Sonn- und Feiertagen keinen Bus nach Muhr gibt, reisen wir bereits am Mittwoch an  – laut Fahrplanauskunft Scotty werden wir 6:27 Std. unterwegs sein und um 17 Uhr in Muhr ankommen. Wir planen einen zusätzlichen, großzügigen Zeitpuffer ein und haben uns für die erste Nacht in einem Gasthof einquartiert.

Von den aus allen Himmelsrichtungen anreisenden Teilnehmer*innen haben wir die komplizierteste Anreise, aber in Erwartung des geplanten Programms lassen wir uns davon nicht abhalten.

Der Zeitplan

  • 09:30 von daheim losgehen
  • 09:46-10:22 S80 nach Hütteldorf
  • 10:45-13:08 Westbahn nach Salzburg (Zeit genug für eine Bosna und um zu schauen von wo der Bus wegfährt)
  • 14:18-15:55 Bus 270 von Salzburg Hbf nach St. Michael im Lungau (wir erwarten Stau auf der A10 wegen Baustellen)
  • 16:40-17:00 Bus 710 von St. Michael nach Muhr Ortsmitte (Plan B ist der Bus um 19:19)

Bis Salzburg läuft alles glatt und der Bus steht wie erwartet im Stau auf der A10, allerdings zu lange um den Bus in St. Michael zu erreichen. Also Plan B und den nächsten Bus nehmen. Oder doch der bisher unausgesprochene Plan C kurzfristig ein Taxi anzurufen? Kein Erfolg. Im Hinterkopf gibt es noch einen Plan D. Wir wissen, dass auch der Organisator des Treffens mit einem anderen Teilnehmer bereits am Mittwoch mit dem Auto anreist und fragen ob sie denn zufällig schon in der Nähe wären. Sind sie tatsächlich. Die beiden sammeln uns nach einer knappen Stunde Wartezeit ein und bringen uns zum Gasthof von wo wir in der Früh los marschieren.

Es gäbe sogar von Muhr Ortsmitte bis zur Haltestelle Muhr im Lungau Rotgülden (Parkplatz Arsenhaus) einen schönen Wanderweg, der bis zum Öllschützen Stausee nicht auf Asphalt verläuft. Aber wir sind vollbepackt und hegen insgeheim die Hoffnung, dass uns jemand von den anderen Teilnehmer*innen, die am Donnerstag anreisen, aufgabelt. Der Wunsch erfüllt sich nicht und wir wandern die 7 Kilometer in knapp 2 Stunden auf der Straße. Bei der Bushaltestelle ist noch ein alter Fahrplan vom Tälerbus, der 2024 noch gefahren ist. Aktuell (2025) gibt es auf der Lungau Seite nur einen Link zum Powertaxi, das Fahrten bis zur Sticklerhütte anbietet.

Bushaltestelle Rotgülden. Foto: Lisa Nussdorfer
Bushaltestelle Rotgülden. Foto: Lisa Nussdorfer

Wir rasten kurz auf der Bank vom Nationalparkhäuschen, schauen uns das Informationsmaterial durch und warten auf die Wanderpartner, die uns am Vortag mitgenommen haben. Sie haben die Hunde von den Hüttenpächtern dabei und wir machen uns nun zu acht an den Aufstieg. Die Rotgüldenseehütte ist mit einer Stunde angeschrieben und die brauchen wir durch die vielen Schnüffel- und Fotostopps auch. Es geht aufwärts über die asphaltierte Straße in der Sonne und durch schattige Waldstücke. Der Blick zurück bietet immer wieder Aussicht auf die unberührten Berge des Murtals.

Blick zurück ins Murtal. Foto: Lisa Nussdorfer
Blick zurück ins Murtal. Foto: Lisa Nussdorfer

Kurz nach einer Holzbrücke übersehen wir fast die Abzweigung nach rechts in den Wald. Man könnte natürlich auch über die kinderwagentaugliche Straße zur Hütte gelangen. Sich zu verlaufen ist eigentlich unmöglich. Wir liefern die Hunde ab, stärken uns ein wenig und genießen den Ausblick auf den See mit dem Wasserfall und dem sich dahinter auftürmenden Großen Hafner (3.076 Meter), der östlichste 3000er der Alpen.

Blick auf den Unteren Rotgüldensee. Foto: Lisa Nussdorfer
Blick auf den Unteren Rotgüldensee. Foto: Lisa Nussdorfer

Wir haben den Plan noch am Nachmittag zum Oberen Rotgüldensee (etwa eine Stunde) aufzusteigen. In der Zwischenzeit ist ein weiterer Teilnehmer eingetroffen –  er hat als Anreisevariante train-bike-hike gewählt. Nachdem sich auch er gestärkt hat, machen wir uns auf den Weg.

Dieser verläuft an der Westseite des Unteren Rotgüldensees und verengt sich bald zu einem Pfad. Es ist nicht wirklich ausgesetzt, aber ausrutschen und in den kalten See würde ich auch nicht fallen wollen. Ab hier ist es definitiv kein gemütlich Spaziergang mehr und man muss sich beim Gehen konzentrieren. Wir passieren einen Kletterfelsen und der Steig beginnt sich entlang des Wasserfalls hochzuschlängeln. Der Steig wurde gerade ganz neu durch den AV Graz mit Stahlseilen und Trittleitern aus Stahl versichert und vom Wegereferenten besichtigt.

Am neuen Stahlseil geht’s nach oben. Foto: Lisa Nussdorfer
Am neuen Stahlseil geht’s nach oben. Foto: Lisa Nussdorfer

Von ihm erhielten wir dankenswerterweise auch aktuelle Wegeberichte und Fotos für Touren der nächsten Tage. Nach dem 30 minütigen Aufstieg, der stellenweise kurz ausgesetzt, aber versichert ist, gibt es einen kurzen Trampelpfad zu einem Aussichtspunkt auf den Oberen Rotgüldensee.

Blick auf den Oberen Rotgüldensee. Foto: Lisa Nussdorfer
Blick auf den Oberen Rotgüldensee. Foto: Lisa Nussdorfer

Wir gehen noch ein Stück weiter, einen kurzen, rutschigen Erdhang runter, dann über die Holzbrücke und setzen uns auf der Ostseite des Sees auf die Steine. Den ganzen Weg entlang gab es bereits eine Fülle von Pflanzen zu bewundern, man hört die Murmeltiere pfeifen und das Schmelzwasser, das aus verschiedenen Richtungen in den Oberen Rotgüldensee fließt, der über den Wasserfall den Unteren Rotgüldensee speist. Es ist einfach herrlich hier oben und weil nun noch ein Teilnehmer der Wanderergruppe zu uns gestoßen ist, bleiben wir noch etwas länger. Botanisch bin ich leider nicht bewandert, aber ich habe gelesen, dass es hier wilden Schnittlauch, Moorenzian, Wollgras, Schachtelhalm, Himmelsherold, Türkenbundlilien, Alpenrittersporn, Mondraute, Wildorchideen usw. gibt. Retour zur Hütte geht es auf dem selben Weg, wo wir schon von weiteren Teilnehmer*innen des Weitwanderertreffens erwartet werden.

Geht man nur von der Haltestelle Rotgülden bis zum Oberen Rotgüldensee, sollte man mit mindestens 4 Stunden Gehzeit rechnen.

Wir verbringen ein paar Tage auf der Hütte, wo es sich dank Dusche, Strom und ausgezeichneter Kulinarik gut aushalten lässt. Auch das Wetter ist uns wohlgesonnen. Ein stabiles Hochdruckgebiet beschert uns laue Sommerabende, die wir mit Lagerfeuer, Fackelwanderung, Sterne beobachten und einem Vortrag über eine Süd-Nord-Alpenüberquerung verbringen.

Lagerfeuer bei der Hütte. Foto: Lisa Nussdorfer
Lagerfeuer bei der Hütte. Foto: Lisa Nussdorfer

Untertags unternehmen wir Wanderungen in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen über das Schrovinschartl zur Muritzen (darüber werde ich erst berichten, wenn die ausgesetzten Stellen tatsächlich wie angedacht entschärft wurden), steigen auf den Salzkopf um die Wiesen und Aussichten von dort zu genießen und einmal wandern wir zum landschaftlich einzigartigen Mur-Ursprung. Während unseres Aufenthalts wandern wir also insgesamt 3 mal von der Busstation zur Hütte rauf und 2 mal runter.

Am Tag der Abreise nutzen wir das Angebot mit dem Auto bis St. Michael mitzufahren. Da es durch die Baustelle auf der Tauernautobahn wieder Stau geben wird, planen wir diesmal von Tamsweg nach Unzmarkt mit der Murtalbahn zu fahren und von dort mit dem RJ nach Wien. Durch einen Fehler im Scotty (wurde mittlerweile ausgebessert), müssen wir in Tamsweg in einen anderen Bus umsteigen, verpassen dadurch den Zug und beschließen spontan in diesem Bus bis Radstadt mitzufahren. Von dort wissen wir, dass wir auf jeden Fall über Salzburg wieder heim nach Wien kommen. Auf google maps erkennen wir später, dass wir im Lungau im Kreis gefahren sind. Gar nicht mal so spät wie erwartet sind wir nach diesem ereignisreichen, langen Wochenende wieder zu Hause.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4:00 Std Wandern   700 HM   700 HM   9 km   GPX Track

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