Wer Ruhe und eine einsame Wanderung sucht, ist am Rubihorn falsch. Auf den Oberstdorfer Hausberg zieht es an einem sommerlichen Wochenendtag so einige Wanderfreund:innen. Wem das nichts ausmacht, auf den wartet am Gipfel ein herrlicher Rundumblick über die Allgäuer Gipfel und – bei Abstieg über den Unteren Gaisalpsee – optional ein erfrischender Sprung ins kühle, türkise Nass. Für die Rundwanderung bieten sich mehrere Touren mit unterschiedlichen Start- und Endpunkten an.
Wir starten an einem herrlichen Septembersamstagmorgen am Münchner Hauptbahnhof. Da die Fahrt ins Allgäu rund 2,5 Stunden dauert und wir leider am selben Tag wieder zurück nach München müssen, nehmen wir bereits den Zug um 6:20 Uhr. Der Regionalexpress zwischen München und Oberstdorf verkehrt mehrmals die Stunde, teilweise sogar direkt. Wir müssen allerdings in Buchloe umsteigen und sind um kurz vor 9 Uhr in Oberstdorf, wo wir gleich nach dem Bahnhofsvorplatz in die Fußgängerzone einbiegen. Der Weg ist leicht zu finden – man trottet einfach der Horde an Wanderern hinterher, die vor einem aus dem Zug steigen. Wir beschließen daher auch kurzerhand, dieser etwas Vorsprung zu lassen und kehren noch schnell auf einen Espresso im Café Gerlach ein


Startpunkt der Tour ist das malerische Oberstdorf. Fotos: Katharina Köck, POW DE
Aufstieg
Danach biegen wir in die Nebehornstraße ein und folgen ihr immer geradeaus bis zur Trettach, die wir überqueren und uns dann rechts halten. Linkerhand am Faltenbach entlang folgen wir dann den Schildern in Richtung Nebelhorn/Seealpe.
Nach der Skisprungarena geht es nach einem kurzen Teerweg dann in den Faltenbachtobel hinein und bald kurvig bergauf. Der Weg verläuft wunderschön und im noch angenehm kühlen Schatten der Bäume wandern wir immer am hinab plätschernden Faltenbach entlang, den wir mehrmals queren. Nach der Brücke halten wir uns links und folgen weiter den Schildern Richtung Faltenbachtobelweg. Leicht bergauf geht es weiter über einen kleinen waldigen Kiesweg, während sich die Bäume um uns herum langsam lichten und die spätsommerliche Vormittagssonne durchblitzen lassen.

Wissend, dass wir wohl gegen Mittag am Gipfel sein werden, sind wir froh, noch ein bisschen Schatten abzubekommen. An der asphaltierten Weggabelung halten wir uns wieder links und folgen den Schildern in Richtung Rubihorn. Weiter geht es über Schotter und durch satt-grüne Wiesen in Richtung Zwischenstation der Nebelhornbahn, die bald in Sicht ist. Diese – und die ziemlich verlockend riechenden Käsespätzle am Berggasthof – lassen wir rechts liegen, denn wir wollen direkt weiter zum Gipfel, und noch haben wir ein kleines Stück vor uns.
Ab hier wandern wir zwischen sanften, leicht bewaldeten Hügeln hindurch, während über unseren Köpfen die Gleitschirmflieger hinweg segeln. Hatten wir bisher den Weg beinahe für uns alleine, holen wir nun langsam einige andere Wanderer auf. Mit Blick auf Oberstdorf wandern wir weiter nach oben. Nach dem Roßbichl schlängelt sich der Weg in Serpentinen nach oben und es wird etwas steiler. Circa 300 Höhenmeter arbeiten wir uns so nach oben, zwischendurch sind leichte Kletterpassagen zu bewältigen, die teilweise mit Drahtseil gesichert sind.


Aufstieg über hellgrüne Wiesen und Serpentinen; der Blick zurück nach Oberstdorf. Fotos: Katharina Köck, POW DE

Oben am Niedereck angekommen, wartet dann ein traumhafter Ausblick, unter anderem auf das Gaisalphorn mit dem dahinterliegenden Nebelhorn. Wer trittsicher und schwindelfrei ist, kann hier nach rechts abbiegen und noch das Gaisalphorn mitnehmen. Wir biegen direkt nach links ab und wandern am Grat entlang unserem Gipfel, dem Rubihorn entgegen.


Ab hier wird es deutlich voller und wir müssen bei den Kletterpassagen teilweise auf entgegenkommende oder vor uns wandernde Menschen warten – ein kleiner Vorgeschmack auf den Gipfel, den wir schließlich um kurz vor halb eins und mit einem guten Hunger erreichen. Dort herrscht reges Treiben: So einen vollen Gipfel habe ich tatsächlich selten erlebt. Wir finden trotzdem noch ein Plätzchen für unsere wohlverdiente Gipfelbrotzeit. Der traumhafte Panoramablick auf die Allgäuer Alpen, ins obere Illertal und auf den unter unseren Füßen liegenden Untere Gaisalpsee entschädigt für den Trubel am Berg.

Abstieg
Den See wollen wir auf unserem Rückweg auf jeden Fall mitnehmen. Der Abstieg geht zunächst über den Grat zurück. Ab der Scharte zwischen Rubihorn und Niedereck geht es links stellenweise etwas geröllig hinab, hier können Wanderstöcke Trittsicherheit geben.


Es ist aber alles gut machbar. Nach dem Geröllabschnitt geht es auf einem waldigen Weg weiter hinunter, dem See entgegen. Dort angekommen suchen wir uns einen Platz etwas abseits – was gar nicht so leicht ist, denn der Untere Gaisalpsee scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Menschen und Kühe tummeln sich um den türkisen See, der einen herrlichen Blick auf die umliegenden Gipfel und auch das Rubihorn bietet. Ein Sprung ins Wasser darf natürlich auch bei uns nicht fehlen und ist eine wunderbare Abkühlung an diesem sommerlich heißen Samstag.


Nach dem See geht es links in Richtung Gaisalpe weiter hinunter. Ab hier ist der Weg sehr gut ausgebaut und einfach machbar. Flotte Wanderer:innen müssen sich hier eventuell trotzdem etwas gedulden, da es sich auf dem gut begangenen Weg etwas stauen kann. Irgendwann ist der Weg wieder frei und wir steigen über einen Waldweg nach Rubi ab. Wer möchte, kann sich im Berggasthof Gaisalpe noch einmal für die Rückfahrt stärken.



Die Einkehrmöglichkeit auf dem Weg nach Rubi überspringen wir und wandern weiter durch einen schönen Waldweg. Fotos: Katharina Köck, POW DE
Nach der Gaisalpe eröffnen sich mehrere Möglichkeiten für die Rückkehr: Wer zurück nach Oberstdorf wandern möchte, kann links in den Wallrafweg abbiegen. Alternativ könnte man auch über den Gaisalptobel nach Reichenbach absteigen. Wir gehen geradeaus weiter nach Rubi. Dort kehren wir kurz im Biergarten des Gasthaus Rubihorn für ein kühles Getränk ein, bevor wir weiter nach Langenwang wandern – dem Endpunkt unserer Wanderung.

Abreise
Von Langenwang (Schwab) fährt der Regionalexpress mehrmals stündlich in etwas unter 2,5 Stunden nach München. Wir steigen erneut in Buchloe um und sind um kurz vor 20 Uhr wieder am Münchner Hauptbahnhof.
Fazit
Insgesamt ist die Runde über das Rubihorn eine traumhaft schöne Tour mit reizvollen und abwechslungsreichen Landschaften. Der Panoramablick vom Gipfel ist fantastisch und der Gaisalpsee ein weiteres Highlight, das sich besonders im Sommer lohnt. Dadurch ist der Berg natürlich längst kein Geheimtipp mehr und wird von vielen Wanderern begangen – das ist aber auch der einzige Wermutstropfen. Für geübte Wanderer:innen ist die Runde sehr gut machbar. Die Wanderwege sind durchweg gut gepflegt und an schwierigeren Stellen mit Seil gesichert. Unser Fazit: Für das Rubihorn hat sich auch die etwas weitere Anreise aus München auf jeden Fall gelohnt.